Geschichte/Verkehr
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Lage der Mühlendammschleuse (Kartenbild © HRO Rostock (CC BY 3.0)) |
Lage der geplanten Schleuse auf Plänen von 1885 |
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Artikel über den Neubau der Warnow-Schleuse von 1887 |
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Die Schleuse am Mühlendamm
Detlef Krause
Die Warnow, ein insgesamt 155 km langer Fluss, ist seit Jahrhunderten die Lebensader von Rostock und hat u. a. deren Reichtum zu Hansezeiten ermöglicht, in dem sie bis zur Einmündung in die Ostsee schiffbar war. Bereits im Mittelalter wurde am sogenannten . Mühlendamm in Rostock ein Wehr zum Betrieb von Wassermühlen angelegt. Mit diesem Mühlendamm erfolgte eine Trennung des Flusses zwischen dem Süßwasser der „Oberwarnow“ und dem mit dem Ostseewasser vermischten Brackwasser der „Unterwarnow“. Für eine im 19. Jahrhundert geplante Wasserstraßenverbindung von Rostock nach Berlin wurde 1887 am Mühlendamm in Rostock eine neue, größere Schleuse für Schiffe gebaut. Diese Wasserstraße wurde allerdings nur noch bis Güstrow und nicht mehr bis Berlin verwirklicht.
Damit gab es über die Warnow Jahrzehnte einen umfangreichen Verkehr mit Frachtschiffen, insbesondere zwischen Bützow/Schwaan und Rostock bis nach Warnemünde. Transportiert wurden vorwiegend Ziegel aus den Ziegeleien in Damm, Pölchow und Papendorf, Zuckerrüben für die Fabrik in Kassebohm sowie Torf und Kohle. Auch mehrere Ausflugsdampfer gab es bis in die 1980er Jahre, die zwischen Rostock, Kessin, Schwaan und Bützow verkehrten.
In den letzten Jahrzehnten seit ca. 1950 hat sich das Bild gewandelt. Nicht mehr Frachtkähne sondern kleine Motorboote und unzählige Paddler und Kanuten bevölkern die Ober- und Unterwarnow, um Erholung oder ihre sportliche Betätigung zu suchen. Die Warnow hat sich zu einem Zentrum des Wassersports entwickelt.
Dabei spielt die Schleuse natürlich eine zentrale Rolle. Wegen des Neubaus der Mühlendammbrücke wurde die Schleuse Ende 2011 geschlossen. Diese Brücke ist nun seit Anfang 2015 fertig und der Verkehr rollt wieder über die Schleuse. Aber leider fahren unter der Brücke keine Boote mehr, denn die Schleuse blieb geschlossen und wurde Ende 2019 – wie schon 2015 beabsichtigt - gegen den Willen von über 10.000 Petitionsunterzeichern und der Beschlüsse der Rostocker Bürgerschaft in Eigenverantwortung durch das Wasser- und Schifffahrtsamtes Stralsund als Eigentümer mit Sand zugeschüttet und ein Damm darüber errichtet – wegen den angeblichen neuen Vorgaben eines erforderlichen Hoch- und Trinkwasserschutzes.
Dabei hätte es genügt, die desolaten Fluttore zu erneuern, um anschließend die Schleuse sanieren zu können. Die Stadtverwaltung hat zu diesen Maßnahmen ihre Zustimmung erteilt. Es liegt seit fast zwei Jahren eine 100 Tausend EUR teure Machbarkeitsstudie vor, die die mögliche Sanierung der Schleuse und die Entwicklung des Umfeldes zu einem touristischen Highlight belegt. Für die Kanuten und Paddler wurde mit einem nicht vertretbaren Aufwand von mehreren 100 Tausend EUR ein „Ersatz“ in Form einer Umtragestelle geschaffen. was aber nur die halbe Wahrheit ist und kein echter Ersatz sein kann. Werden doch alle größeren Boote über 300 kg damit gehindert, die Warnow vollständig zu befahren. Nach wie vor behauptet das WSA Stralsund (Stand Juni 2020), dass diese Maßnahme reversibel sei und die Schleuse ohne Probleme wieder freigelegt und saniert werden könne. An dieser Sanierung will sich der Bund nach wie vor mit 50 Prozent beteiligen. Und auch die Stadtverwaltung sagt aktuell, dass diese „provisorische Maßnahme reversibel sei, den historischen Bestand nicht zerstöre“ und dass „erste Konzepte für die touristische Erschließung der gesamten Anlage erstellt worden sind“. Und der jetzige Oberbürgermeister der Stadt Rostock, Claus-Ruhe Madsen, schrieb vor seiner Wahl am 6. Mai 2019, „das Ziel der Erhaltung der Schleuse und der touristischen Entwicklung ist richtig und muss unterstützt werden.“ Es bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt und welche Worte sich bewahrheiten werden.
http://www.muehlendammschleuse.de.
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