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Messtischblatt von 1877
Übersichtskarte von 1885
Ein Bauernhof beim Weißen Kreuz
Thomas Werner

Auf der Nordseite der heutigen Tessiner Straße gab es zwischen dem Gasthof zum Weißen Kreuz und dem Verbindungsweg spätestens seit dem 18. Jahrhundert einige Bauernhöfe, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Bestand hatten. Die Straßenbezeichnung und auch die Hausnummern wechselten vor 1890 mehrfach, so wurde der Bereich anfangs Vor dem Mühlenthor und dann Beim Weißen Kreuz bezeichnet, bevor sich der Name Tessiner Chaussee durchsetzte. Einer der Bauernhöfe wurde spätestens seit 1856 von Johann Gribnitz betrieben. Johann (*1815) und Dorothea Gribnitz (*1821) hatten mindestens vier Kinder: Johann (*1843), Carl (*1848), Heinrich (*1850) und Auguste (*1856). Die Söhne Johann und Carl wurden wie der Vater Bauer. Johann junior bewirtschaftete anfangs den Nachbarhof, erwarb um 1890 an der Kessiner Chaussee ein Gehöft und wechselte um 1900 auf einen Hof in Riekdahl. Carl arbeitete auf dem elterlichen Hof. Nach dem Tod von Johann senior Ende der 1880er Jahre führte Carl den Hof allein weiter.

Die Umgebung hatte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark verändert. Der Stadtpark war angelegt worden. Es gab einige Fabriken ganz in der Nähe. Die Straßenbahn sorgte vom Weißen Kreuz für eine schnelle Verbindung in die Innenstadt.

Östliche Nachbarn der Familie Gribnitz waren um 1900 der Gärtner Heinrich Bey und Ackersmann Arndt Bey. Ihre Grundstücke erstreckten sich bis zum Verbindungsweg. Kurz nach 1900 wandte sich Arndt Bey an die Stadtverwaltung, weil er sein Grundstück mit Wohnhäusern bebauen lassen wollte.

Am 22. Mai 1903 verordnete der Rat der Stadt für Grundstücke an der Tessiner Straße einen Bebauungsplan. Auf den Grundstücken durften Einfamilien- oder Doppelhäuser errichtet werden: „Die Wohnhäuser dürfen außer Keller und Dachgeschoß mehr als Erd- und Obergeschoß nicht enthalten und nur zu höchstens 2 Familienwohnungen eingerichtet sein.“

Kurz darauf wurde mit der Bebauung des Grundstücks von Arndt Bey begonnen.
Bald darauf bemerkten die neuen Anwohner, dass sie trockenen Fußes nicht zur Straßenbahn kamen. So gab es im Jahr 1906 einen regen Schriftverkehr zwischen Gärtner Heinrich Bey und der Stadtverwaltung, dass diese doch den Fußweg herrichten solle. Die Sache zog sich über Monate hin, weil der Rat der Stadt die Anwohner an den Kosten beteiligen wollte.
Im September 1907 empfahl das Bau-Amt dem Rat, neue Kantsteine zu verlegen, wenngleich eine Sanierung der alten, vorhandenen Kantsteine möglich war und 5000 Mark gekostet hätte, „andererseits sind die aufzuwendenden Kosten von M 5000,- so erheblich, daß aus diesem Grunde eine weitere Aufwendung von M 2225 für neue Steine nicht mehr so ins Gewicht fallen kann".
Der Mehrbedarf wurde am 23.09.1907 in der Bürgervertretung beraten. Im Rostocker Anzeiger war dazu am 24.09.1907 zu lesen: „…desgl. wird bewilligt die Vorlage betreffend Bewilligung von 2225 Mk. für Verwendung neuer Kantsteine bei Regulierung des nördlichen Bürgersteiges an der Tessiner Chaussee zum laufenden ordentlichen Etat.
Nach einem Bericht des Bauamtes ist die Verwendung dieser zweckmäßiger, weil das Trottoir hier hauptsächlich zur Regenabführung ausgebaut wird.“
Da hat sich in den letzten hundert Jahren wenig geändert – wohlhabende Bürger bauen sich schicke Häuser und die Allgemeinheit bezahlt den neuen Fußweg.

Nach dem gleichen Muster versuchten es die Anwohner 1912 noch einmal, als es um den Anschluss an die Kanalisation ging: „Wir haben den dringenden Wunsch, die Anlage von Wasserklosetts gleich jetzt mit zu erledigen“. Hier lässt sich die Finanzierung der Baumaßnahme allerdings nicht rekonstruieren.

Im April 1907 vermerkte die Baupolizei: „…auch der Ackersmann Griebnitz steht im Begriffe sein Grundstück Nr. 487 zwecks Schaffung von Bauplätzen zu verkaufen.“ Es dauerte bis 1912, ehe Carl Gribnitz das Grundstück verkaufte und eine Mietwohnung am Mühlendamm bezog.
Bereits 1914 war das Gehöft abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, bis 1918 waren vier weitere Häuser auf dem Grundstück errichtet.
Die errichteten Häuser auf dem Grundstück sind heute Tessiner Straße 10 bis 14.
Zwei Bauplätze fanden keinen Käufer. Diese lagen wohl über Jahrzehnte brach, bevor sie zu DDR-Zeiten von Kleingärtnern in Besitz genommen wurden. Seit einigen Jahren sind die Bauplätze eine Grünfläche.

Dank an Jens Vogel, der die Bilder des Bauernhofes zur Verfügung stellte.

Mehr zur Familie Gribnitz finden Sie hier:
http://werner0304.alfahosting.org/wordpress/?page_id=1766

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