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Waldeslust
(Kartenbild © HRO Rostock (CC BY 3.0))
bitte klickenDer Wurmberg auf einer Karte vor 1932
bitte klickenDie Gartenkolonie Waldeslust auf einer Karte von 1938
Die Wohnsiedlung „Waldeslust“
Aufgezeichnet von Karl Scheube nach Gesprächen am 22.02.20 mit Fam. Wagner, Frau Hoffmann und Notizen von Egon Holtz

Südlich, zwischen Tessiner- und Neubrandenburger Straße eingeklemmt, hinter dem Kreuzungsbereich „Weißes Kreuz“ versteckt, liegt die Wohnsiedlung Waldeslust. 
Dieser Teil des heutigen Brinckmansdorf, zwischen Stadtwald und dem Kassebohmer Weg, ist wegen seiner Lage und seiner Entwicklung vom Kleingarten zur Wohnsiedlung erwähnenswert. Mit Straßen, die nach Eichhörnchen, Maulwurf, Igel, Maikäfer, Hasen, Amseln und Tauben benannt wurden, ist man der Natur nahe geblieben.

Als im Jahr 1932 am ehemaligen Gaswerk in der Bleicherstraße, die von vielen Arbeiterfamilien bewirtschaftete Gartenanlage „Rote Burg“ wegen Erweiterung des Gaswerkes weichen musste, siedelten viele der Gartenfreunde in die eigens dafür gegründete Gartenkolonie „Waldeslust“ am Weißen Kreuz um. 
Wie fingen die Gartenfreunde damals an? Material für Lauben, Zäune usw. konnte sich niemand leisten. Die Mitglieder gingen gemeinsam daran aus alten Kisten und Resten der ehemaligen Anlage, kleine Lauben zu bauen und mit Pfählen und Schnüren die 141 Parzellen abzugrenzen. Allmählich gediehen auch die aus Wildlingen selbst veredelten Bäume.

Bereits in der Gründerzeit gab es nach Aussagen zwei bis drei Dauerbewohner. Es entwickelte sich eine stabile Gemeinschaft.

Besonders die verheerenden Luftangriffe im April 1942, bei denen große Wohnbereiche der Altstadt Rostocks zerstört wurden, zwangen viele ausgebombte Bewohner sich in unzerstörte Stadtteile zurückzuziehen. Um einen sicheren Unterschlupf zu bekommen und um zu überleben, flüchteten sie nach Möglichkeit in ihre Gartenlauben. Dort hatten sie erst einmal ein Dach über den Kopf und konnten auch etwas für ihre Selbstversorgung tun.

Nach dem Krieg wurden aus den Ruinen der Altstadt Steine und anderes Baumaterial geborgen und mit dem Ziehwagen in Richtung „Waldeslust“ transportiert. Die bewohnten kleinen Holzlauben wurden ummauert und somit der Grundstein für die heutige Wohnsiedlung gelegt. So entstanden einige Dauerwohnstätten.

Durch die intensivere Nutzung und zum Teil durch die paar Dauerbewohner lag der Drang nach einer Verbesserung der Lebensbedingung nah. Im Jahr 1954 wurde durch eine Interessengemeinschaft eine Winterwasserleitung verlegt. So etwas hatte es noch nicht gegeben, dass in einer Gartenanlage auch im Winter Wasser aus der Leitung floss. Bisher wurde das Wasser im Winter vom Wasserhaus am Eingang der Siedlung mit Eimern in die Häuser getragen.
              
Parallel dazu ist durch das E-Werk die Elektroversorgung durch ein neues Oberleitungsnetz gesichert worden.

Nachdem bis 1971 die Entsorgungsleitungen bis an die Wohnsiedlung durch die Stadt verlegt wurden, hat die Situation Pumpe für Wasser, Plumpsklo und Co. dazu geführt, dass man  in Gemeinschaftsarbeit Wasserleitungen und Entwässerungsleitungen in der Siedlung verlegte, Straßen befestigte. Weitere Dauerbewohner gestalteten aus ihren Kleingärten ein gemütliches zu Hause. Die Kleingärtner und Bewohner waren Mitglieder im Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK), viele auch Mitglieder im Geflügel- und im Taubenzüchterverein.

Von 1962 bis 1966 wurde das Spartenheim Waldeslust gebaut. Nach 1974 ist durch materielle und finanzielle Unterstützung des Rates der Stadt die Wasserleitung mit 20 Mark und 50 Stunden Eigenleistung jedes Mitgliedes erneuert, 1.350 m Erdkabel für die Stromversorgung verlegt und eine Entwässerungsleitung im Trennsystem mit 150 Stunden Eigenleistung gebaut worden. Das Ganze bekam mit der Fertigstellung des 1. Straßenbauabschnittes im November 1978 einen Abschluss. Im folgenden Jahr wurde der Straßenbau vervollständigt. Eine Antennenanlage mit 500 M Anteilkosten bauten 50 Beteiligte 1981/82.

Mit diesem Ausbaustandard war es keine Kleingartenanlage mehr. Demzufolge wurde durch die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Rostock am 01. März 1979 der Beschluss gefasst, die Kleingartenanlage Waldeslust als Wohnsieglung „Weißes Kreuz/Waldeslust“ einzuordnen und am Eingang das „Ortseingangsschild“ der Wohnsiedlung aufgestellt. Es waren damals 80 Parzellen. Ohne straffe B-Pläne und ähnlichem, jedoch durch fachliche Begleitung gab man der Wohnsiedlung einen Status und eine Daseinsberechtigung.

Bis zur politischen Wendezeit 1990 hatte sich die Zahl der festen Wohnsitze auf ca. 15 erhöht und es bestand der Bedarf, dass weitere Gartenbesitzer einen festen Wohnsitz auf ihrem Grundstück errichten wollten. Die Eigenheimbesitzer mit Nutzungsrecht konnten ihre Grundstücke kaufen. Um gewisse Mindestanforderungen zur Sicherheit zu erfüllen, wurden unter anderem eine zweite Zufahrt und ein Feuerlöschteich angelegt. Für die Befahrung von Rettungsfahrzeugen und die Müllentsorgung gab es Regelungen. Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind gesichert. Mittlerweile befinden sich in der Wohnsiedlung 92 Gebäude mit Wohnraum für etwa 175 Bewohner. Kleingärten sind es nur noch 2 bis 3.

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