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Die Wiege des Rostocker Kleingartenwesens stand am „Weißen Kreuz“
Dokumentation
Zur Entwicklung und Bedeutung der Kleingärten in Rostock im Allgemeinen und der Kleingartenanlagen im Stadtteil.
Brinckmansdorf
Im Besonderen aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Stadtteils am 01. April 2021

Erarbeitet:  Alois Bönsch
Ehrenmitglied und Chronist im Verband der Gartenfreunde e.V. Hansestadt Rostock
1.

Grundlegendes und Historisches

1.1
Die Geschichte des organisierten Rostocker Gartenwesens reicht bis 1853 zurück. Mit dem 9. November 1853 wurde der erste Gartenbauverein für Rostock vom Rat der Stadt als juristische Person zugelassen. Als Zweck des Vereins wurde in seinem Statut „… die Beförderung alle Zweige der Gärtnerei insbesondere für die Verhältnisse und Bedürfnisse Rostocks und der Umgegend …“ genannt.

Zwar hatten die Mitglieder des Vereins keine Pachtgärten zu bewirtschaften, so ist doch das Wirken des Vereins für die Entwicklung des Gartenwesens in Rostock von Bedeutung.

1.2
Das eigentliche Kleingartenwesen (anfangs noch längere Zeit auch Schrebergärten genannt) begann in Rostock mit der Gründung des „Rostocker Obst- und Gemüsebauvereins“ am 4. März 1893. Das war die Geburtsstunde des Rostocker Kleingartenwesens. V. g. Verein ist der älteste Kleingartenverein KGV in Rostock und besteht heute noch an alter Stelle (Weißes Kreuz) unter dem Namen seines langjährigen Förderers „Geheimer Kommerzienrat Wilhelm Scheel zu Rostock“ e.V.

1.3
Mit der Gründung dieses Vereins entwickelte sich das Kleingartenwesen in Rostock zwar langsam, aber stetig. Nicht unbeachtet blieben in Rostock die „Leitsätze für die Verpachtung und Einrichtung von Familiengärten im Deutschen Reich“ von 1912. Dort heißt es u.a.: „Der Kleingarten ist ein ebenso wertvolles wie einfaches und wenig kostspieliges Mittel zur Förderung der Familie, in wirtschaftlicher, gesundheitlicher und erzieherischer Hinsicht.“

1.4
Während des 1. Weltkrieges (1914-1918) erlangten die Kleingärten bereits große Bedeutung als Ernährungsgrundlage. Die damals noch wenigen vorhandenen Kleingartenanlagen (KGA) in Rostock (dem Autor sind 5-6 KGA bekannt) konnten noch nicht gravierend zur Ernährungslage der Einwohnerschaft beitragen. Jedoch ihre gestiegene Bedeutung beförderte die Erschließung neuer Anlagen.

1.5
1921 erfolgte die Gründung des Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands und am 26. Mai 1923 gründete sich der Landesverband der Kleingärtner beider Mecklenburg (bis 1933 gab es Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz). Man kann davon ausgehen, dass dieses die Bestrebungen zur Gründung des „Ortsverbandes der Schrebergartenvereine Rostocks“ am 16. Mai 1925 unterstützte. Dem Stadtverband war es dann gelungen, in den folgenden 10 Jahren die Rostocker Kleingärtner zu einer anerkannten gesellschaftlichen Kraft zu formieren. Ende 1933 bestanden bereits 21 Kleingartenanlagen in Rostock. Dabei ist besonders zu beachten, dass diese Entwicklung in der Zeit der Arbeitslosigkeit und der Weltwirtschaftskrise stattfand. Die in den neu geschaffenen Anlagen tätigen Kleingärtner waren überwiegend arbeitslos. Der Kleingarten war erneut bedeutende Ernährungsgrundlage.

1.6
In der Zeit von 1933-1945 beherrschte über seine Blut- und Bodentheorie die Nazi-Ideologie auch das Kleingartenwesen. Während des zweiten Weltkrieges (1939-1945) waren die Kleingärten kriegswichtig. Sie wurden der Erhaltung der Wehr- und Arbeitskraft zugeordnet, Kleingärtner wurden als Selbstversorger eingestuft (Lebensmittelkarten) und ihre Erzeugnisse zur Versorgung der Bevölkerung und Lazarette vereinnahmt. Alliierte Luftangriffe auf Rostock trafen auch Kleingartenanlagen. Während des Krieges trugen vor allem die Kleingartenfrauen die Hauptlast der Gartenbewirtschaftung, da die meisten Männer an der Front waren.

1.7
Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden die Kleingärten überlebenswichtig. Geleitet von einem Kleingartenausschuss, der 1946 auf Veranlassung des sowjetischen Stadtkommandanten als Ersatz für den bisherigen Stadtverband gebildet wurde, leisteten von 1945-1949 insgesamt ca. 66 alte und neue Kleingartenanlagen einen wichtigen und vor allem wirkungsvollen Beitrag zur Eigenversorgung von ca. 12.000 Rostocker Familien. Der Kleingarten war also wiederum nur Ernährungsgrundlage.

1.8
In der DDR von 1949-1990 erweiterte sich die Bedeutung des Kleingartens beträchtlich. Man sprach nicht von ungefähr davon, dass die DDR die „Republik der Kleingärtner“ sei, allerdings erst ab der 1970er Jahre. In den Anfangsjahren der DDR wurden die Kleingärtner noch geringschätzig als „Laubenpieper“ bezeichnet, die für den Klassenkampf verloren waren. Kleingartenanlagen hatten keinen besonderen Schutz vor Überbauung und bis Mitte der 1970er Jahre gab es dazu auch keine zentralen Festlegungen. In Rostock war man da weitsichtiger. Bereits 1968 gab es den Beschluss des Rates des Bezirkes über „Grundsätze zur Entwicklung von Kleingartenanlagen im Rahmen der perspektivischen Gesamtentwicklung der Städte und Gemeinden“. Nachdem Erich Honecker Mitte der 1970er Jahre zudem gemahnt hatte, „… man müsse damit aufhören, den Kleingärtnern ihre Gärten zu nehmen“ wurde man in Rostock noch konkreter. So beschloss die Stadtverordnetenversammlung im Juli 1977 die komplexe Entwicklung von Kleingärten durch eine langfristige Konzeption. Damals begann man auch sog. Trägerbetriebe bzw. Patenbetriebe für die Entwicklung von Kleingartenanlagen zu benennen. Insgesamt hatte in der Folge bis 1990 das Kleingartenwesen durch seine Sparten im VKSK folgende Hauptaufgaben:

  1. Wesentliche Beiträge zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung mit Obst und Gemüse zu leisten durch die Zielstellung „Jeder Garten ist ein produktiver Garten“ - 100 kg Obst und Gemüse je 100 qm Kleingartenfläche. So gab es in Rostock nach 1980 etwa 100 Aufkaufstellen des Handels für die Produkte der Rostocker Kleingärtner. Auch Kleinstmengen musste der Handel aufnehmen. Das Kleingartenwesen war bilanzierter Wirtschaftsfaktor der Wirtschaftspläne.
  2. Entwicklung des geistig-kulturellen Lebens durch entsprechende Nutzung der Sparten- (Vereins-) heime mit den verschiedensten Mitteln und Methoden, z.B. Zirkel, Arbeitsgemeinschaften, Vortrags- und Schulungsreihen der „Urania“ u.v.a. „Ihre Hauptfunktion (die der Spartenheime -d. Autor) besteht darin, dass sozialistische Gemeinschaftsleben im Verband zu fördern und einen Beitrag zur Herausbildung sozialistischer Persönlichkeiten sowie zur Ausprägung sozialistischer Lebensweise zu leisten“. (Aus der Richtlinie für die Nutzung und Bewirtschaftung der Kultur- und Spartenheime des VKSK vom 16.03.1977)
  3. Aktive Erholung bei sinnvoller produktiver Freizeitgestaltung. Unter diesen Zielstellungen/Vorgaben entwickelten sich auch die Kleingartenanlagen in Brinckmansdorf. Diverse Leistungsschauen (z.B. Ostseewoche) bewiesen, wozu Rostocker Kleingärtner fähig waren. Auch Kleingartenanlagen aus Brinckmansdorf waren dabei.
1.9
Am 21.06.1990 wurde aus dem VKSK Rostock Stadt der Verband der Gartenfreunde e.V. Hansestadt Rostock gebildet. Die Mehrzahl der bisherigen Sparten Kleingarten traten dem Verband nunmehr als Kleingartenvereine (e.V.) bei. Jetzt gab es keinen Wettbewerb zum produktiven Garten, keinen Aufkauf von Obst und Gemüse und keine „Erziehung zur sozialistischen Lebensweise“ mehr. Dafür gibt es das Bundeskleingartengesetz, die Richtlinie zur steuerlichen und kleingärtnerischen Gemeinnützigkeit und diverse andere, nicht unbedingt von allen Kleingärtnern geliebte Regelungen und Bestimmungen, oftmals mit finanziellen Belastungen.

Jetzt gilt die Einheit von kleingärtnerischer Nutzung des Gartens, Förderung des Umweltschutzes und aktiver Erholung im Garten auf der Grundlage entsprechender Gartenordnungen.

Aber: Jetzt ist der Kleingarten nicht mehr notwendige Ernährungsgrundlage der Familie.
Jedoch: Er ist nicht mehr so kostengünstig wie vor 1990.
   
2. Kleingartenvereine im Stadteil Brinckmansdorf und Mitglieder im Verband der Gartenfreunde e.V. Hansestadt Rostock

Nr. Kleingartenverein Gegründet Anzahl Parzellen
501 Kleingartenverein "Alt-Bartelsdorf " e.V. 1968 19
502 Kleingärtnerverein Carbäktal e.V. 1986 184
503 Kleingartenverein "An der Carbäk" e.V. 1985 51
504 Kleingartenanlage "Verbindungsweg" e.V. 1936 140
  Kleingartenanlage "Verbindungsweg II" e.V. 1936 90
505 Kleingartenanlage "An'n Eikboom" e.V. 1979 39
506 Kleingartenverein Rostock-Ost e.V. 1932 55
507 Kleingartenverein "Utkiek" e.V. 1982 79
508 Kleingartenverein "Krähenberg" e.V. 1937 66
509 Kleingartenverein "Wossidlopark" e.V. 1932 133
510 Kleingärtnerverein Geh. Kom. Rat Wilhelm Scheel zu Rostock e.V. 1893 49
511 Kleingartenverein "Am Stadtpark" Rostock e.V. 1917 26
512 Kleingartenanlage "Rönngraben" e.V. 1938 93
513 Kleingartenverein "Am Kösterbecker Weg" e.V. 1946 130
514 Kleingartenverein "Cramonstannen" e.V. 1920 46
515 Kleingartenverein "Wurmberg"e.V. 1946 123
516 Kleingartenverein "Einsiedler" e.V. 1920 50
517 Kleingartenverein "Kassebohmer Weg" e.V. 1988 91
518 Kleingärtnerverein "Kasper Ohm" e.V. 1977 43
519 Kleingartenverein "Am Roggentiner Weg" e.V. 1970 213
520 Kleingartenverein "Warnowblick" e.V. 1949 256
   
3. Streiflichter zur Geschichte einzelner Kleingartenvereine aus dem Archiv des Stadtverbandes

3.1
Kleingärtnerverein Geh. Kom. Rat Wilhelm Scheel zu Rostock e.V.

Die Geschichte der Rostocker Kleingärten reicht zurück bis in das Jahr 1893. Alles begann mit der Gründung des „Rostocker Obst- und Gemüsebauvereins“ am 04. März 1893.
Zwar hatte dieser Verein anfangs noch kein Pachtland und deshalb auch keine Pachtgärten für seine Mitglieder, sondern nur einen großen Vereinsgarten. Aber sein Ziel war die Förderung des Obst- und Gemüsebaus. Am 15. April 1899 schenkte der Geheime Kommerzienrat Wilhelm Scheel, Inhaber der Wagenfett-, Maschinenöl- und Anstrichfarbenfabrik in der Neubrandenburger Straße 1-2, diesem Verein ein Grundstück von 112 Quadratruten (ca. 2.430 qm) mit dem Vereinsgarten.
Der Geheime Kommerzienrat Wilhelm Scheel war treibende Kraft bei der weiteren Entwicklung des Vereins, der dann 1905 die ersten 53 Parzellen am Weißen Kreuz anlegte und in den Folgejahren für die Verbreitung des Kleingartenwesens in Rostock durch seine Obst- und Gemüseausstellungen große Anerkennung fand. Dieser, unser ältester Kleingartenverein, feierte also vor nicht langer Zeit seinen 127. Geburtstag. Am 10. Mai 2003 gaben sich seine Mitglieder einen neuen Namen. Statt bisher „Kommerzienrat Scheel“ heißt er nun Kleingärtnerverein Geh. Kom. Rat Wilhelm Scheel zu Rostock e.V.
Heute bewirtschaften seine Mitglieder auf 49 Parzellen praktisch ein Denkmal, denn ihre Anlage kann man als die Wiege des Rostocker Kleingartenwesens bezeichnen. Natürlich ist nicht alles geblieben wie vor 127 Jahren, die Anlage hat sich selbstverständlich auch mit den Jahren verändert.

3.2
Kleingartenverein "Am Stadtpark" Rostock e.V.

Diese Anlage ist die zweitälteste im Stadtteil, gegründet 1917, während des ersten Weltkrieges. Von ursprünglich 55 Parzellen verblieben durch Überbauung für das IKN 1972 noch 26 Parzellen. Eine weitere Reduzierung verhinderten 1977 die protestierenden Kleingärtner unter Berufung auf die Rede von Erich Honecker. (s. Abschnitt 1.8.)

3.3
Kleingartenverein "Einsiedler" e.V.

Das Gründungsjahr dieser Kleingartenanlage ist leider noch nicht dokumentarisch belegt. Weder für 1915 noch für 1920 konnten bisher Belege gefunden werden. Sie besteht aus 50 Parzellen und liegt ziemlich versteckt an einer Waldkante. Diese Lage ist für Ruhe und Erholung suchende Pächter nahezu ideal, obwohl für den Straßenbau (Ausbau der Straße nach Kassebohm) einige Gärten abgegeben werden mussten.

3.4
Kleingartenverein "Wossidlopark" e.V.

Der Kleingartenverein wurde 1932 gegründet. Die Zeitschrift „Der Kleingärtner“ schreibt in der Ausgabe Nr. 5 vom 1. Mai 1932: „Inzwischen hat die Stadt dem Ortsverband beim Wossidlopark (gegenüber dem Schweizerhaus) eine Kolonie angeboten. Der Vorstand hat das Angebot angenommen und bis auf einige Gärten sind die Parzellen schon vergeben.“
Die Anlage behagte aber nicht jedermann. Aus Archivakten ist zu ersehen: „Der Seminarlehrer Langpape erklärte heute, dass in Rostock-Brinckmansdorf vermutet werde, dass auch vor dem Baublock 19 weitere Kleingärten angelegt werden sollten. Er bat, nach Möglichkeit hiervon abzusehen, da durch die Anlegung der Kleingärten die Ruhe der Siedlung erheblich gestört werde. Seit Anlegung der Gartenkolonie am Wossidlopark werde der Weg dauernd für Wagen und insbesondere für Radfahrer in Anspruch genommen, sodass die Kinder nicht mehr wie bisher ohne Gefahr dort spielen können. Die Anwohner würden es am liebsten sehen, wenn die Bebauung, wie bisher, d.h. mit Feldfrüchten, bliebe.“ (24.06.1932)

1932 wurde dem Verein ein Reichsdarlehen von 4.200 RM für 60 Kleingärten bewilligt. Es musste in 10 gleichen Jahresbeiträgen von 420 RM jeweils zum 1. November zurückgezahlt werden. 1958 wurde die Kleingartenanlage auf etwa das Doppelte erweitert. Heute umfasst die Kleingartenanlage 133 Parzellen. Während des zweiten Weltkrieges haben manche sogar Bunker in ihrem Garten errichtet, um den Bombenangriffen auf Rostock zu entgehen. 1955 wurde sogar dem Bürger Beu die selbst ausgebaute Gartenlaube als Wohnung zugewiesen.

3.5
Kleingartenverein Rostock-Ost e.V.

Aus den Erinnerungen einer Kleingärtnerin: „Wir schrieben das Jahr 1932. Dort wo heute wie eine Oase die schöne Gartenanlage Rostock-Ost am Verbindungsweg liegt, wurde vom Rat der Stadt Rostock ein Stück versumpfter und verschilfter stadteigener Wiesenboden mit einer kaum halbspatentiefen Ackerkrume zur Nutzung übergeben. Dieses Wiesenstück gehörte zum Überschwemmungsgebiet der Warnow und hatte demgemäß einen hohen Grundwasserspiegel und weißen Sogsand unter der dürftigen Krume. Hier erfolgte also die Gründung einer Gartenkolonie und Bewerber um ein Stück Gartenland gab es viele. Vom Rat der Stadt erhielten die mittellosen neuen Gartenbesitzer einen zinslosen Kredit von 70 Mark, um die ersten Gartengeräte anschaffen zu können und um die ersten Ausgaben für Obstbäume, Pflanzen und Saatgut zu bestreiten. (…) Die Gartenfeste waren ein Höhepunkt im Spartenleben. Zur Gartenanlage gehörte eine Festwiese, auf der das Gartenfest stattfand (heute befinden sich darauf 6 neue Gärten). Ein Gastwirt wurde beauftragt und die ganze gastronomische Organisation lag dann in seiner Hand. Dieser kam dann mit Bierzelt, Musik und Tanzfläche und auch Süßigkeiten, Rauchwaren und Würstchen bot er an. Es wurde auch bei jeder Festlichkeit Räucheraal verlost, am „Trull Trull“ gewonnen oder an der Schießbude „erschossen“. (…) Im Fortschreiten des Krieges nach den verheerenden Bombenangriffen des Jahres 1942 wurden auf unserer Festwiese und auf der Nachbarwiese zwei Hochflakstände mit 2 cm Flak aufgestellt. Diese waren nicht immer mit Gefechtseinsätzen ausgelastet und so wurden von den Soldaten Wassergräben nach den Standards des Reichsarbeitsdienstes angelegt. Das kam auch uns Kleingärtnern etliche Jahre noch zu Gute. Auf dem Verbindungsweg wurden Nebeltonnen aufgestellt, die Helfer waren russische Hilfswillige. Bei Alarm wurden die Tonnen zur Vernebelung der Stadt geöffnet, aber die Nebelsäure hatte auch negative Seiten für die Bäume am Verbindungsweg sowie für die Obstbäume und den Gemüseerzeugnissen der Gärten.“

3.6
Kleingartenverein "Cramonstannen" e.V.

Die Zeitschrift „Der Kleingärtner“ berichtet in der Ausgabe Nr. 12/1925: „Pächtervereinigung an den Cramonstannen: In der Versammlung am 21.11. wurde nach eingehender Ansprache einstimmig beschlossen, die Vereinigung in das Vereinsregister eintragen zu lassen und die Gärten in Generalpacht zu nehmen“.
Ab 1926 berichtete der nach der Eintragung in das Vereinsregister neu benannte Kleingartenverein "Cramonstannen" e.V. jährlich im „Der Kleingärtner“ über seine Sommer- und Winterfeste. In Nr. 4/1929 z.B. wird berichtet: „Das Wintervergnügen, bestehend aus einem Kappenfest, fand am Sonnabend, dem 9. März in den Räumen des Schweizerhauses unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder, mit ihren Angehörigen und Gästen statt. (…) allgemein wurde es bedauert, als nach 3 Uhr zum Aufbruch geschritten werden musste.“

3.7
Kleingartenverein "Am Kösterbecker Weg" e.V.

Aus der Kleingartenanlage „Am Kösterbecker Weg“ berichtete 1982 Gartenfreund Kadow auf dem Verbandstag: „Unsere Anlage wurde 1946 gegründet. 1948 entstand das erste Spartenheim mit 30 Plätzen aus geborgenen Trümmern unserer stark zerstörten Stadt. Ein großer Festplatz, ein Kinderspielplatz wurden angelegt, sogar ein Musikpavillon entstand. Kinder- und Gartenfeste fanden statt. Aber die Bedürfnisse wurden größer, auch unsere Anlage war auf 130 Parzellen gewachsen. Die Plätze im kleinen Spartenheim reichten nicht aus. Also beschlossen wir auf einer Mitgliederversammlung im Jahre 1972 ein neues großes niveauvolles Spartenheim zu bauen. So bauten wir ein Spartenheim mit 120 Plätzen und natürlich mit richtigen Toiletten, einem Lagerraum, kleiner Küche, Biertresen, alles was so dazugehört. Die gemeinsame Arbeit hatte alle zu einem festen Kollektiv zusammengeschmiedet. Der Kontakt zum Theater ist so eng, dass viele Künstler regelmäßig zu uns ins Spartenheim zu Matineen oder Veteranenveranstaltungen kommen, einige Philharmoniker bei uns zum Tanz spielen und auch gemeinsam mit uns das kulturelle Erleben der Veteranen in unserem Feierabend- und Pflegeheim Kassebohm, mit dem wir seit 30 Jahren Patenschaftsbeziehungen haben, bereichern. So gestalten wir z.B. mit dem Violinenquartett und Gesangssolisten sowie Kindern unserer Gartenfreunde im Heim alljährlich eine Weihnachtsfeier. Wir schlossen mit dem Kreisvorstand URANIA einen Vertrag ab, der uns garantiert, dass jeden Monat einmal in unserem Spartenheim und in unserem Paten-Feierabendheim 1 DIA-Vortrag stattfindet.
Für die Besucher unserer Anlage hängen monatlich Veranstaltungspläne in den Schaukästen aus. Außerdem führen wir Frauennachmittage, Jugenddiskotheken, Rentnertreffs, monatlichen Preisskat, Schachturniere, Familienfeiern, Brigadeabende und vieles andere durch. Wir machen Freilichtfilmveranstaltungen mit Kinderfilmen und abends spät gibt es dann für die Erwachsenen auch noch einen Krimi.“

3.8
Kleingartenverein "Warnowblick" e.V.

Im Almanach Rostock zwischen zwei Sommern 2008/2009 wird zum 60. Jahrestag diese Kleingartenanlage ausführlich vorgestellt. Zur Geschichte sei auszugsweise wiedergegeben:

Neben der Erweiterung bereits bestehender Anlagen wurden auf entmilitarisierten Flächen (z.B. ehem. Exerzierplatz Barnstorf) und weiterem, der Stadt gehörenden Gelände neue Anlagen erschlossen, so auch der sog. „Kessiner Berg“. Die neue Anlage, bereits als Kolonie „Warnowblick“ im 6. Zusatzvertrag zum Hauptpachtvertrag benannt, wurde rechts der Neubrandenburger Straße stadtauswärts gesehen, angelegt. Sicher hat damals niemand daran gedacht, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft der neuen Anlage die ehemalige Fabrik des Begründers des Rostocker Kleingartenwesens, des Geh. Kom. Rates Wilhelm Scheel befand (Neubrandenburger Straße 1-2). Wenn das kein gutes Omen war!
Zwar waren die Bedingungen zum Erreichen der Anlage für die neuen Kleingartenpächter nicht gerade ideal, aber seinerzeit fragte danach niemand. Man konnte auch nicht wählerisch sein!
Dabei muss man sagen, dass hier ein besonders schönes Stück Rostocker Land den Kleingärtnern zur Verfügung gestellt wurde, auch wenn mancher der Erstpächter das damals möglicherweise nicht so gesehen hat. In der Chronik des Vereins aus dem Jahre 2004 wird das sehr schön und anschaulich beschrieben:
„Wie der Name unserer Anlage sagt, hat man von vielen Gärten einen weiten Blick über das Warnowtal, das hier gut 1500 m breit ist. Im Nordosten wird der Blick durch die Umrisse Rostock’s begrenzt, im Westen durch die gegenüberliegenden Höhen der Siedlungen Dalwitzhof und Gragetopshof und im Süden blickt hinter der von Hügeln verdeckten Warnowschleife der Kirchturm von Kavelstorf über den Horizont. Die Warnow durchfließt eine weite, von Erlen und Weidenbüschen unterbrochene Wiesenlandschaft. Gegenüber der Anlage sind mehrere ehemalige Torfstiche durch einen Kanal mit der Warnow verbunden. Das Gelände neigt sich dem Warnowtal zu und liegt in der Trinkwasserschutzzone II. Diese reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft - in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Anlage gelegen, trägt wesentlich zur Erholung der Kleingärtner und deren Gästen bei.“

3.9
Kleingartenanlage "Rönngraben" e.V.

Aus der Vielzahl der Rostocker Spartenheime (heute Vereinsheime) wurde das Spartenheim der Kleingartenanlage „Rönngraben“ öffentlich besonders hervorgehoben.
Die Fachzeitschrift „Garten und Kleintierzucht (GuK) Teil A Nr. 18/75 schreibt unter dem Titel „Der Spartenheimbau wurde zum Bewährungsfeld“.
„Anfang Mai (1975, d.A.) weihten die Gartenfreunde von „Rönngraben“ ihr Spartenheim ein und das ist eine wahre gastronomische Perle: eine Kaffeestube mit 60 Plätzen, eine Bierstube mit Plätzen für 45 Gäste, eine Kaffeeterrasse, die 48 Gästen Sitzplätze bietet, eine Diskothek für die Jugend, ein Beratungszimmer für Vorstand, Kommissionen und Aktive, das auch Interessengemeinschaften oder für kleine Gesellschaftsfeiern zur Verfügung steht. Vom ersten Bodenaushub für das Fundament bis zum Dach haben die Gartenfreunde alles selbst gemacht. Auf etwa 9.000 Arbeitsstunden schätzt der Spartenvorsitzende Hans Mathusal den Zeitaufwand. Begeisterung auf Anhieb? Nicht wenige Gartenfreunde sahen für sich keinen Sinn in einem Kulturhaus. Unser Bier trinken wir im Gartenhäuschen. Sie bedurfte der geduldigen Gespräche über Sinn und Zweck.“

1977 wurde im Rat der Stadt besonders hervorgehoben, dass das lobenswerte Beispiel der Anlage „Rönngraben“, die ihre Tore nicht nur weit für die Naherholung öffnet, sondern sich mehr und mehr zum geistigen-kulturellen Zentrum des Wohngebietes entwickelt, verallgemeinert werden sollte. Die niveauvolle Klubgaststätte der Gartenanlage lädt zur Disko, aber auch zum Rentnertreffen und anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen ein. Dieses sei ein wichtiges Anliegen der Stadtverordneten.

   
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