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zum Vergrößern klickenKassebohm
(Kartenbild © HRO Rostock (CC BY 3.0))
zum Vergrößern klicken Flurkarte Kassebohm 1902
zum Vergrößern klickenAusschnitt Schmettau-Karte 1788
Versteckt zwischen Cramonstannen – Kassebohm
Wilfried Steinmüller

Versteckt zwischen den Cramonstannen, heute allgemein als Stadtpark bezeichnet, und dem abfallenden Hang zum Warnowtal, wird der Rostocker Ortsteil Kassebohm von durchreisenden am südöstlichen Rande der Hansestadt Rostock meist kaum wahrgenommen.

Noch vor zehn Jahren war der historische Kern des über 700 Jahre alten Dorfes weitgehend von Acker umgeben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bot die Namensherkunft von "Kassebohm" den Stoff  für einen kleinen Gelehrtenstreit. Die Einen leiteten einen slawischen Ursprung her, die Anderen vertraten die Meinung, der Name rühre von der damals niederdeutschen Bezeichnung für Kirschbaum, "Kaerseboom" her. In Urkunden findet der Ort erstmals im Jahre 1233 Erwähnung:  Die Vielzahl der gefundenen steinzeitlichen Grabanlagen und Bestattungen aus wendischer Zeit auf den einstigen Ackerflächen rund um den Dorfkern bezeugen die jahrtausende alte Kulturlandschaft.  Rostocker Einfluss auf das Dorf begann 1288, als Ritter Gerhard zwei Rostocker Bürgern sein Dorf zum Lehen verkaufte. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gelangten dann die Toitenwinkler Moltkes in den Besitz. 1329 wurde Rostock schließlich endgültig Besitzer des Dorfes am Rande der Hansestadt.

Einem alten Gerichtsfolianten, dem "Ordelbok" des Rostocker Niedergerichts ist zu entnehmen, dass im Spätsommer des Jahres 1518 Hans Cordes zum Tod auf dem Rade verurteilt worden war, weil er kurz zuvor das Dorf Kassebohm in Brand gesteckt hatte. Das Gerichtsprotokoll betonte besonders, dass er ohne peinliches Verhör, sprich Folter, ein Geständnis ablegte und dabei hervor hob, angesichts des Windes sollte das gesamte Dorf abbrennen. Im November des Jahres 1573 fühlte sich die fürstliche Obrigkeit in Schwerin veranlasst, ihr Veto bei der Hansestadt einzulegen: "wie man erführe, daß man gewillet seyn solle, die Bauern zu Cassebohm zu verjagen, ihnen ihren Mist zu nehmen und sie von den Stellen, worauf ihre Voreltern gewohnet zu vertreiben. Es wäre dieses eine Sünde …" Die Stadtverwaltung erwiderte, dass die Bauern nur Pächter seien, die Leute sollten nicht verjagt, sondern nur "transferiret" werden, dergleichen Handel "gehöreten" zur Regierung.

Der Kassebohmer Dorfkrug scheint im 16. Jahrhundert ein wahres Umschlagzentrum für Diebesgut gewesen zu sein: Gestohlene Pferde, Rinder, Ziegen und vieles mehr verkauften Diebe hier über Jahrzehnte in regem Handel.

Ackerbau schien auf den leichten, sandigen Böden der Dorffeldmark durchaus schwer zu sein. Der Wind trieb die leichte Ackerkrume immer wieder fort. Das veranlasste im Jahre 1800 eine Initiative des bekannten Forstmannes Herrmann Friedrich Becker, das kleine Wäldchen der Cramonstannen als Windschutzpflanzung anzulegen.

Eine bedeutende Vergrößerung erfuhr der Rostocker Ortsteil unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg. Am 3.  Januar des Jahres meldete der "Rostocker Anzeiger": "Mit dem Bau der Kriegerheimstätten auf der Feldmark des Gutes Kassebohm an der Tessiner Chaussee ist nunmehr begonnen worden. Von den fünf Einfamlien-Doppelhäusern, welche zu einer U-förmigen Gruppe vereinigt werden sollen, sind bereits bei zwei Häusern die Grund- und Kellermauern ausgeführt, für das dritte Gebäude sind die Erdarbeiten fertiggestellt".

Aus der Feder des Architekten Sprekelsen war hier nun ein neues Wohnquartier konzipiert worden.

Aus dem Jahrbuch für Geschichte und Alterthumskunde 1894
ergänzt durch Berth Brinkmann

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