Die Marien-Ziegelei am Mühlendamm
von Ulrich Nath
Bereits 1280 gestand der Rat der Stadt Rostock der Marienkirche das Recht zu, vor dem "Mühlenthore" einen Ziegelhof anzulegen. Als die Ziegelei noch arbeitete, bezog sie den Lehm, der zur Ziegelherstellung benötigt wurde, aus Schwaan. Dort besaß die Marienkirche einige Lehmgruben. Mit Lastkähnen waren sowohl der Lehm als auch die fertigen Ziegel auf der Warnow gut zu transportieren.
Im Jahre 1898 genehmigte die Administration der Marienkirche den Abriss des Brennofens auf dem Gelände der St.-Marien-Ziegelei, womit deren Schicksal endgültig besiegelt war. Es muss sich um einen umfangreichen Betrieb gehandelt haben, wenn man in dem Protokoll, das aus diesem Anlass angefertigt wurde, folgende Positionen findet:
a) Der Ziegelofen - b) drei große Ziegelscheunen - c) eine Dachsteinremise - d) Ein Wohnhaus mit Garten - e) ein Stall - f) ein Kalkhaus - g) ein großer Garten mit eingeschränktem Nutzungsrecht - h) ein kleiner Garten mit Obstbäumen - i) drei Stück Ackerland - k) eine große Wiese am Damm - l) eine kleine Weide-Wiese - m) die als Weide benutzte Koppel - n) das Weiderevier zwischen dem Großen (Herren-) Garten und dem Kadamm - o) der Aal- und Neunaugenfang im Graben von der Oberwarnow bis zu der kleinen Schleuse.
Das bedeutet, dass der Eigentümer, Pächter, Betreiber der Ziegelei auf dem Gelände wohnte und dort Fischfang betrieb, die Gärten bebaute und einiges an Vieh besaß, von dem er sich und seine Familie ernährte. Das Grundstück der Ziegelei befand sich in dem Gebiet, das durch die Warnow im Westen, die Neubrandenburger Straße im Osten, den Mühlendamm im Norden und die Bahnstrecke Rostock-Stralsund im Süden begrenzt wird.
Nachweislich bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts hatte dieses Grundstück noch die offizielle Postanschrift: "Bei der St.-Marienziegelei".
Von all den Gebäuden, die hier einst gestanden haben, ist nur das heute noch bewohnte Haus (siehe Fotos) übrig geblieben.
Es wurde um 1950 aus der letzten, auf dem Gelände noch vorhandenen Trockenscheune erbaut. Dazu wurde es um etliche Meter verkürzt, mit einem neuen Dachstuhl und diversen Innenwänden versehen.
Die anderen, zuvor noch auf dem Gelände befindlichen Gebäude waren vorübergehend als Molkerei, Glasfabrik u.a. genutzt worden.
Heute befindet sich auf dem gesamten Areal die Kleingartenanlage "Interessengemeinschaft Oberwarnow“. Etwa je die Hälfte des Geländes befindet sich im Besitz der Hansestadt Rostock, während die andere Hälfte der St.- Marienkirche gehört.
Ein Grenzstein, in Form einer Stele, mit dem Wappen der Marienkirche (Krone) und der Inschrift "M" "K" = Marien Kirche, sowie der Mitteilung: 1672 - renovat (erneuert) 1787, der sich inmitten der Kleingärten, tief im Boden versunken, fand, wurde in den 80er Jahren durch die Stadt-Denkmalpflege geborgen und neben dem Haupteingang der Marienkirche aufgestellt.