Vor über 70 Jahren entstand das wirtschaftliche Zentrum  Osthafen 
            Hans-Heinrich Schimler
            In den Jahren 2008/09 wurde im Gewerbegebiet Osthafen durch  die Hansestadt Rostock eine umfassende Sanierung der Infrastruktur vorgenommen.  Es sind neue Straßen, Geh- und Radwege entstanden und die Sanierung der Ver-  und Entsorgungsleitungen durchgeführt worden. 
              
              Der größere Ausbau dieses Gebietes östlich der Warnow nahm  allerdings bereits vor über 70 Jahren Formen an, die noch heute  nachzuvollziehen sind.
              Unter der Überschrift "Immer weiter schreitet der Bau  des Osthafens fort" berichtete der Rostocker Anzeiger vom 18. März 1938  von umfangreichen Bauarbeiten. So war in der Zeitung zu lesen, dass das Gelände  zunächst mit dem beim Bau der geplanten Straßenbahnlinie nach Markgrafenheide gewonnenen  Erdreichs aufgeschüttet werden müsse. Darüber hinaus seien bereits 150 Meter  Gleise verlegt und neue, 10 Meter breite Straßen gebaut worden. Die Gleise, so  hieß es, würden vor der Clementschen Knochenmühle, die noch abzureißen sei,  enden und könnten erst danach weitergebaut werden.
              Auch eine Entwässerungsanlage und eine Wasserleitung seien  bereits gebaut worden. "Ein ganzes Netz von Gleissträngen mit zahlreichen  Weichen durchzieht den nunmehr fast vollendeten südlichen Teil des ausgedehnten  Lagerplatzgeländes", erfuhren die Leser in dem Artikel. Rostocker Firmen  hatten angesichts der sich entwickelnden Verkehrsanbindung großes Interesse an  Niederlassungen im neuen Gewerbegebiet. Das Adressbuch des Jahres 1940 zeigt,  dass bereits mehrere Kohlenhandlungen und andere Unternehmen, darunter so  bekannte Firmen wie Wittling, Woitke und Borgwardt, Anschütz, Warkentin oder  Hartmann & Holst, Grundstücke erworben hatten, die allerdings noch unbebaut  waren.
              Noch 1938 war am Dierkower Damm 45 für die Eisenwerke  Draht-Bremer der Grundstein des ersten neuen Firmenbaus des neuen  Osthafengebietes gelegt worden. Eigner Karl Bremer selber nahm die  Grundsteinlegung vor. Die aus diesem Anlass eingemauerte Kupferkapsel wurde mit  verschiedenen Dokumenten, wie etwa zur Geschichte des 1924 gegründeten  Unternehmens, versehen. 1942 siedelte sich die im April beim  Vier-Tage-Bombardement in der Breiten Straße ausgebombte Firma Ferdinand  Schultz Nachf. im Osthafen an. Darüber hinaus stand hier zeitweise die  Kalkbrennerei der Zementfabrik Hannmann. Bereits zu Anfang der 1930er Jahre  hatte sich die Riedelsche Dachpappenfabrik am Petridamm direkt an der Warnow  niedergelassen, nachdem die alte Fabrik hinter dem Schweizerhaus am 2. Juni  1928 abgebrannt war und die Firma damals ohnehin an einen günstigeren Standort  wechseln wollte. Das älteste Gebäude in dieser Gegend war jedoch der Karlshof.  Im 19. Jahrhundert war er ein beliebtes Ausflugslokal. Um 1900 kaufte der  Rostocker Kaufmann, Senator und spätere Bürgermeister Clement den Karlshof. Er erwarb  auch das daneben liegende Grundstück und ließ darauf besagte Knochenmühle  errichten.
              Bürgermeister Clement verbrachte im Karlshof seine  Sommerferien, wie in einem weiteren Artikel zur Geschichte zu lesen ist.