Geschichte/Wirtschaft
|
Karte Kassebohmer Feldmark 1902 |
Cementwarenfabrik 1911 |
Luftbild Zuckerfabrik 1928 |
Luftbild 1944 |
Luftbild 1953 |
|
Gewerblich/ industrielle Nutzung zwischen Kassebohmer Weg und Neubrandenburger Str. ab etwa 1900
Peter Garbe
Das Gebiet ist Teil der früheren Kassebohmer Hoffeldmark, der bis etwa 1900 ausschließlich landwirtschaftlich genutzt wurde (s. Flurkarte Kassebohm 1902).
Erste gewerbliche Nutzerin war die auf dem Plan von 1901 dargestellte „Cementwaren-Fabrik“, die damals schon über einen Bahnanschluss verfügte. Betreiber/ Eigentümer war der Brunnenbaumeister Friedrich Niemann, wohnhaft in der Neu-Bramowstr. 5a (lt. Adressbuch: Hofbrunnenmachermeister, beeideter Bohrmeister für Bodenuntersuchungen, Tiefbohrunternehmer).
1922 wird hier das Allgem. Deutsches Metallwerk G.m.b.H. ansässig in Berlin- Oberschöneweide (ADMOS) erstmals im Rostocker Adreßbuch genannt. Das Metallwerk stellte vor allem Gleitlager aus Bronze her, die wohl auch im Schiffbau Verwendung fanden, wobei am Kassebohmer Weg wahrscheinlich keine Produktion stattfand, sondern nur Lagerung und Vertrieb. Allerdings wurde der Standort nach wenigen Jahren aus unbekannten Gründen aufgegeben.
Bereits im Jahrgang 1928 erscheint die Firma Börger & Brandt - In und ausländische Hölzer und Furniere, Kehlleistenfabrik, Kassebohmer Weg (ab 1934 Kösterbecker Weg). Das Schrägluftbild von 1928 der Zuckerfabrik zeigt im Hintergrund die umfangreichen Betriebsgebäude von Brandt & Börger. Das große, turmartige Spänesilo belegt, dass Holzhandel und -verarbeitung in beträchtlichem Umfang stattfand. (Die barackenartigen Gebäude an der Neubrandenburger Straße gehören zur Planen- und Sackfabrik G.m.b.H.).
Die Fa. Börger & Brandt existierte offenbar nur bis Kriegsbeginn. Im Stadtarchiv enden die vorliegenden Akten 1940. Im Adreßbuch 1940 erscheint sie ebenfalls nicht mehr, so dass man von Betriebseinstellung und Gebäudeleerstand ausgehen kann.
Das war wohl auch der Grund, dass nach dem Bombardement im April 1942 der Kaffeerösterei Reimer in den nun ungenutzten Hallen ein „Ausweichquartier“ zugewiesen wurde, deren Ladenlokale in der Innenstadt teilweise zerstört oder beschädigt worden waren und die als wichtiger Versorgungsbetrieb offenbar wesentlich vergrößert werden sollte.
Das Schrägluftbild von 1944 lässt allerdings noch keine Veränderungen am Gebäudebestand erkennen. Im letzten Jahrgang des Rostocker Adressbuchs 1949/50 erscheint die Firma Reimer im Kösterbecker (heute wieder Kassebohmer) Weg 11/12 als Wilhelm Reimer KG, Kaffee- Ersatz- Fabrik und Großrösterei. Die Beschäftigtenzahl dürfte im mittleren zweistelligen Bereich gelegen haben. Es bestand Bahnanschluss. Wie die anderen DDR- Kommanditgesellschaften wurde auch sie 1972 zwangsverstaatlicht und dem VEB KERMI, Stralsund zugeschlagen, die Produktion bald darauf dorthin verlagert.
Nach dem Krieg siedelten sich hier weitere Unternehmen an. Den Stand 1953 zeigt ein Luftbild. An der Neubrandenburger Str. hat sich ein Betonwerk etabliert (später Betriebsteil des VEB (B) Betonkombinat Rostock). Vor 1945 wurde diese Fläche durch die Zuckerfabrik teilweise als Lagerfläche genutzt.
Ebenfalls 1953 wurde eine aus der ehemaligen Mercedes-Benz Niederlassung Mecklenburg hervorgegangene Kfz-Werkstatt zum Kassebohmer Weg 11/12 ausgelagert. Der ursprüngliche Standort befand sich in der Lübecker Str. 152 und war im April 1942 durch Sprengbombentreffer schwer beschädigt worden. In der Folgezeit wurde die Werkstatt zum größten Unternehmen der Kfz- Branche im Raum Rostock ausgebaut (ca. 700 Beschäftigte), das schließlich als VEB Instandsetzungskombinat Nord (IKN) firmierte und dessen Gebäude noch vorhanden sind.
|
|
|