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Karte Brinckmansdorf 1977
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Rostocker Adressbuch 1935
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Rostocker Adressbuch 1949/50
Tessiner ChausseeHistorische Ansichten NNN
ZuckerfabrikHistorische Ansichten NNN
Heinz Henneberg (1914-1998) verfasste die folgende Chronik von Brinckmansdorf im Jahr 1980. So sollte sie auch gelesen und verstanden werden.
(Nicht alle Fakten konnten überprüft werden; Auslassungen sind durch … gekennzeichnet)
1922 zog die Familie Henneberg von Magdeburg nach Rostock, da sein Vater Otto eine Stelle als Werkmeister in der Neptunwerft annahm. Die Familie Henneberg wohnte in der Tessiner Chaussee 65 (Tessiner Straße).
Heinz Henneberg ging nach dem Krieg zur Volkspolizei und wurde im Rang eines Majors 1974 aus dem Dienst verabschiedet. Bis zu seinem 65. Lebensjahr arbeitete er dann noch bei der Kommunalen Wohnungswirtschaft Rostock.

 
BB         

Brinckmansdorfer Chronik von etwa 1921-1980

Brinckmansdorf ist heute ein Stadtteil unseres schönen Rostock, der fest im Stadtgebiet integriert ist. Alle Vorzüge als auch Nachteile unserer Stadt finden hier ihren Niederschlag.

Es weiß heute kaum jemand, dass diese Stadtrandsiedlung lange Jahre in kommunalpolitischen Fragen äußerst stiefmütterlich behandelt wurde und die verantwortlichen Stadtväter sich über die Lebensfähigkeit der Siedlung nicht den Kopf zerbrachen! Halten wir es der damaligen Zeit - Nachkriegsjahre, Inflation, Arbeitslosigkeit und anderen Unzulänglichkeiten zugute, dass Brinckmansdorf erst einmal einen politischen Dornröschenschlaf durchlaufen musste.

Der Grundstein für die Stadtrandsiedlung Brinckmansdorf wurde nach Beendigung des 1. Weltkrieges gelegt. Benannt wurde sie nach dem niederdeutschen Dichter John Brinckman, der am 03. Juli 1814 als Sohn eines Kapitäns in Rostock in der Koßfelder Straße geboren wurde. Er verstarb am 20.09.1870 in Güstrow. Dort hatte er viele Jahre als Lehrer gearbeitet und gleichzeitig seine niederdeutschen Romane geschrieben, von denen der bekannteste "Kasper Ohm un ick" wurde.
Nach Personen und Begriffen aus diesem Werk wurden für Brinckmansdorf hauptsächlich die Straßen und Wegebezeichnungen vorgenommen.
Im Eikaterweg, Gretenwäschenweg und Unkel-Andrees-Weg, sowie entlang der damaligen Tessiner Chaussee entstanden von 1920 bis 1923 die ersten 27 Doppelhäuser. Ab 1919 wurden die fünf Doppelhäuser der sogenannten Kriegerheimstätten gebaut, bzw. bezogen. Bis 1923 war vorerst der 1. Bauabschnitt Brinckmansdorfs abgeschlossen. 4 weitere Abschnitte dokumentieren die Bebauung Brinckmansdorfs bis in die heutigen Tage.

Im 2. Bauabschnitt, 1924-1939, wurde die Bebauung der Straßen Kasper-Ohm-Weg, Peter-Lurenz-Weg, Vagel-Grip-Weg, Zorenappel-Weg, Höger-Up, Jan-Maat-Weg, Utkiek und Hüerbaasweg vorgenommen.

Während des 2. Weltkrieges ruhte im Wesentlichen das Baugeschehen in Brinckmansdorf. Nach 1945 wurde die Bautätigkeit intensiv fortgesetzt.
Eigenheime entstanden im Käppen-Pött-Weg, die weitere Bebauung des Zorenappelweges und des Höger-Up erfolgte. Die Häuser des Bereiches Knallerballer-Weg, Snider-Voss-Weg, Kat-un-Hus-Weg, Kasper-Moehme-Weg, Hanning-Klauk-Weg, Flasskoppweg, Anno-Tobak-Weg und Spirfix-Weg sind größtenteils mit Eigenleistungen der Eigentümer entstanden. Das gleiche gilt auch für die Häuser des Kösterbecker Weges.

Ein neuer großer Bauabschnitt entstand 1979 nördlich des Knaller-Baller-Weges auf der Gemarkung Riekdahl. Die ersten Häuser sind bereits im entstehen. Ende 1981 wird sich hier das Bild schon wesentlich verändert haben. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 25 Doppelhäuser fertig gestellt bzw. befinden sich noch im Bau.

In der Stadtrandsiedlung Brinckmansdorf wohnten Anfang der zwanziger Jahre ca. 60 Familien mit ca. 200 Bürgern. Heute sind nur wenige Bewohner, die in den zwanziger Jahren noch Kinder waren, in Brinckmansdorf wohnhaft. Sie sind Rentner und erinnern sich noch gern an die Anfangsjahre des damaligen Entstehens der Brinckmansdorfer Siedlung.
Einige möchte ich stellvertretend für ihre Eltern von damals nennen:
Hans-Erich Flick, Oberstleutnant der VP a.D., jetzt Rentner
Walter Grählert, Malermeister, jetzt Rentner
Heinz Henneberg, Major der VP a.D, jetzt Rentner
Werner Fönings, Tischler und Zimmermann, noch tätig
Frau Wilken, Rentnerin
Günter Busch, Lehrer, noch berufstätig
Frau Schröder, Rentnerin
Familie Steinfeld, Rentner
Gerda Jürss, Rentnerin
Henny Grählert, Rentnerin
Herr Witt, Rentner
Sie waren in den zwanziger Jahren Schulkinder, oftmals sind sie in die Sorgen ihrer Eltern mit einbezogen. Sie haben Brinckmansdorf die Treue gehalten.

1979 ist die Einwohnerzahl auf über 1.000 angewachsen. In den Sommermonaten verbringen außerdem viele Bürger aus unserer Republik ihren Urlaub im Ort. Hinzu kommen die Gartenbesitzer der vielen Gartenanlagen, die die Einkaufsstätten Brinckmansdorfs aufsuchen.

Mit welcher Begründung die damaligen Stadtväter der Siedlung den Namen Brinckmansdorf gaben, konnte vom Verfasser nicht authentisch ermittelt werden. Sicherlich sollte damit der Dichter und Schriftsteller geehrt werden. Doch hat man von dieser Ehrung in Brinckmansdorf lange Zeit wenig verspürt, denn die Bürger der zwanziger Jahre hatten andere Sorgen. Weder ein Gedenkstein noch eine Gedenktafel wurden ihm in der Stadtrandsiedlung Brinckmansdorf gewidmet. Allerdings erfolgte Anfang der siebziger Jahre die Umsetzung des John-Brinckmanbrunnens vom Vögenteichplatz zum Weißen Kreuz. Der Brunnen steht jetzt an sichtbarer Stelle und ist sozusagen der Eingang zur Ortschaft Brinckmansdorf geworden.
Dazu aus dem Stadtarchivmaterial: "Dieser Brunnen wurde am 27. Juli 1914, etwas verspätet, zum 100. Geburtstag des Dichters, in Anwesenheit von Mitgliedern seiner Familie enthüllt. Die Initiative zur Schaffung eines Brinckman-Brunnens war von interessierten Rostockern ausgegangen. Sie gründeten 1913 ein Brinckman-Komitee, dem sich Verehrer des Dichters und Künstler aus ganz Niederdeutschland anschlossen, und das mit Ausnahme der Fundament- und Aufstellungskosten den Brunnen finanzieren wollte. Der Rostocker Bildhauer und Maler Paul Wallat, erhielt den Auftrag, den Brunnen zu entwerfen. Im Vordergrund sollte die Erinnerung an Brinckmans Werke stehen."

Interessant ist die Entstehungsgeschichte der Kriegerheimstätten in Brinckmansdorf. Die Ratsakten im Stadtarchiv sagen darüber folgendes aus: Hindenburg, Heerführer im 1. Weltkrieg, der von sich sagte, dass ihm der Krieg wie eine Badekur bekomme, hatte wohl besondere Gründe, sich für schwerverwundete Soldaten einzusetzen. Die ins Leben gerufenen Kriegssiedlungen waren im Verhältnis zu den riesenhaften Zahlen der Schwerverwundeten ein Tropfen auf den heißen Stein.
Er erließ 1917 einen Aufruf an das Deutsche Volk zur Gründung und finanziellen Unterstützung der sogenannten Kriegerheimstätten in Deutschland. In diesen Heimstätten sollten Schwerverwundete mit ihren Familien eine Unterkunft, bzw. ihren Lebensabend finden. In erster Linie ging es um verwundete Soldaten mit Lungenverletzungen, die nicht mehr tätig sein konnten.
In Rostock wurde zur Finanzierung des Aufrufes eine Stiftung ins Leben gerufen, bzw. ein Kuratorium geschaffen. Bereits 1917 wurde die Stiftungsurkunde veröffentlicht. 1918/19 begann die Sammeltätigkeit. In Rostock waren es insbesondere reiche Kaufleute, die ihren Obolus spendeten. Sie hatten vom Krieg am eigenen Leibe wenig verspürt, im Gegenteil, sie hatten an ihm verdient.
1919 wurde mit dem Bau von 5 Doppelhäusern der Kriegerheimstätten begonnen. Am 1. Mai 1920 wurden sie bezogen. Für die Stadt Rostock wurden dort insgesamt 12 Familien eingewiesen. Die Häuser waren in ihrer gesamten Anlage äußerst einfach, ohne Komfort hergerichtet. Die Räumlichkeiten waren erschreckend klein und oftmals, da viele Kinder vorhanden waren, unzureichend.
Die Gesamtanlage der Kriegerheimstätten entstand auf einem 3 ha großen Ackergelände der Feldmark Cassebohm. Jeder Familie wurde mit dem Haus ein großes Stück Ackerland unmittelbar am Grundstück zur Verfügung gestellt.
In den Satzungen der Deutschen Kriegsheimstättenstiftung sind die Besonderheiten und Merkmale schriftlich fixiert. 1939 wurden sie neu verfasst und mit nazistischem Gedankengut durchsetzt. Erst 1977 wurde die Stiftung annulliert und die Häuser verkauft. Die jetzigen Eigentümer haben in den letzten Jahren die Grundstücke instandgesetzt, umgebaut und sich modernen Wohnraum geschaffen. Noch sind die Baumaßnahmen nicht beendete Wenn die in sich abgeschlossene Anlage im neuen Gewand endgültig fertig ist, wird sie ein Schmuckstück in Brinckmansdorf sein.

In den zwanziger Jahren gab es auch in Brinckmansdorf sportbegeisterte Menschen. Der Fußballclub Concordia trat kurzfristig in Erscheinung, sogar mit eigenem Fußballplatz, Standort in der Nähe der heutigen Kaufhalle. Aber es war nur ein Strohfeuer. Der Platz wurde bald aufgeforstet und ist heute ein Teil unseres Stadtparks.

Die Stadtrandsiedlung Brinckmansdorf ist in ihrer Entstehungsgeschichte ein echtes Produkt der unmittelbaren Nachkriegsperiode und der heranrückenden Inflation in Deutschland.
Die ganze "Misere" der damaligen Zeit fand in den ersten Siedlungshäusern und auch ihren Menschen ihren Niederschlag. Ein Teil der Bürger war durch den Krieg reich geworden, ein anderer Teil lebte von der Hand in den Mund. Das zeigte auch die soziale Struktur in Brinckmansdorf.
Es waren in erster Linie Kleinbürger, die sich im Ort ansiedelten. Sie hatten ihre Ersparnisse über den Krieg gerettet und legten sie im Haus an. Auch eine Anzahl städtischer Beamter wurden Hauseigentümer. Arbeiter konnten sich ein Häuschen nicht erlauben.
Erwähnenswert sind die Aktivitäten der Bauunternehmer. Sie wollten schnell Geld verdienen und nutzten die Nachkriegszeit aus, indem sie Eigenheime mit unzureichender Qualität schufen und sie für damalige Verhältnisse teuer verkauften.

Interessant ist es, dass noch bis in die fünfziger Jahre für den Stadtpark ein Parkhüter seine Tätigkeit ausübte. Er sorgte für saubere Wege und ließ es nicht zu, dass Gerümpel und Unrat abgelagert wurde. Der letzte Parkarbeiter war der Rentner Lubow, wohnhaft in den Kriegerheimstätten. In der Nähe der Bahnbrücke hatte er eine kleine Blockhütte. Mit seinem Tode war auch die Pflege des Stadtparks gestorben.
Der heutige Zustand unseres Stadtparks ist kein Ruhmesblatt. Trotz aller Bemühungen des Wohngebietsausschusses kamen wir in dieser Frage nicht weiter. Mit sporadischen Einsätzen durch einige Bürger können wir diese Frage der Sauberkeit des Stadtparks nicht lösen.

In den zwanziger und dreißiger Jahren waren die Rodelbahnen am Schweizerhaus und Kartoffelberg Anziehungspunkte vieler Rostocker Schüler und Jugendlicher. So herrschte in der Winterzeit bei guten Schnee Verhältnissen ein lustiges Treiben, heute sind an den beiden erwähnten Abhängen kaum noch Möglichkeiten zum Rodeln.

Wie ändern sich die Zeiten und damit auch die Bedürfnisse.
Der Anfang der zwanziger Jahre entstandene Wohnkomplex ließ noch jeden Komfort vermissen. Eine vorherige sanitär-hygienische Erschließung der Baugelände erfolgte nicht. Es gab noch keine befestigten Wege, keine Straßenbeleuchtung, keine städtische Wasser- und Gasversorgung. In den ersten Jahren hatte jedes Haus seine Trockentoilette. Das Wasser wurde aus dem jeweils zum Haus gehörenden Brunnen genommen. Ende der zwanziger Jahre erhielt Brinckmansdorf Gas und Wasser sowie eine primitive Straßenbeleuchtung. Auch die in dieser Zeit neu entstandenen Häuser ließen mehr Großzügigkeit und Bequemlichkeit erkennen.
Am Schweizerhaus gab es bereits einige Mehrfamilienhäuser. In einem Zeitungsartikel des "Rostocker Anzeigers", führende Bürgerliche Tageszeitung Rostocks, ist 1929 zu lesen: "Mein sehnlichster Wunsch! Ein Eigenheim! Keinen schöneren Punkt in der näheren Umgebung Rostocks hätte die Stadt finden können zur Anlage einer Siedlung als die Höhe des Schweizerhausberges, auf der die Ein- und Zweifamilienhäuser von Brinckmansdorf im Grün der Gärten liegen. Man hat von hier einen wundervollen Ausblick auf die Rostocker Altstadt. Die Silhouette nach Sonnenuntergang ist die schönste, die Rostock bietet. Von den jeweiligen Höhen grüßen die Kirchen, Mühlen und Dächer der Dörfer und Gemeinden nach Süden liegt der herrliche Stadtpark, der mit reinen gepflegten Wegen durch urwüchsigen Baumbestand Gelegenheit zu wirklichen Erholungsspaziergängen bietet. Die Stadtverwaltung hat in richtiger Erkenntnis der Vorzüge Brinckmansdorfs neuerdings Wasser und Gas herauflegen lassen. Die breite Allee zur Siedlung ist abends beleuchtet, und Postomnibusse stellen die Verbindung mit Rostock her. Wer ländlich schöne Umgebung liebt, ohne auf städtischen Komfort verzichten zu wollen, den wird es nach Brinckmansdorf ziehen.
Möge die Zeit nicht mehr fern sein, wo der ganze lange Hügelrücken bedeckt ist von kleinen netten Häuschen einer Gartenstadt. Rostock wäre dann um einen neuen Anziehungspunkt reicher."

Es sollten noch Jahrzehnte vergehen, bevor die Zeitungseinschätzung für Brinckmansdorf voll zutraf. Der Wunsch nach einem Eigenheim war groß und somit wurde auf viele Bequemlichkeiten in Brinckmansdorf verzichtet.

Auf der Höhe des Schweizerhausberges befand sich bis zum Jahre 1979 die Gaststätte "Schweizerhaus". Der Verfasser des Zeitungsartikels aus dem Jahre 1929 hätte auch die Gaststätte erwähnen sollen, denn sie bildete viele Jahre den Treffpunkt vieler Rostocker und Brinckmansdorfer Bürger. Durch das "Schweizerhaus" wurde die Umgebung an der Straße Schweizerhausberg genannt. Unweit vom "Schweizerhaus", ungefähr 100 m gegenüber der heutigen Straße der Befreiung Nr. 43, lag im Park versteckt das sogenannte Einsiedlerhäuschen. Aus Holz gebaut, hatte es keinen Komfort. Der Besitzer Klüsendorf gab sich aber alle Mühe, den wenigen Hausgästen viel Gemütlichkeit zu bieten.
Das Holzhäuschen musste in den fünfziger Jahren liquidiert werden, da eine Instandsetzung nicht mehr lohnte. Nur die alten Brinckmansdorfer können sich an das Einsiedlerhäuschen erinnern; sie tranken dort "im Vorbeigehen" ihr Gläschen Bier.
Die Bauakten verzeichnen das Jahr 1870 als Gründungsjahr des "Schweizerhauses". Die Entstehungsgeschichte der Gaststätte und ihres Namens konnte nicht ermittelt werden. Die Gaststätte war bis Anfang der fünfziger Jahre im Familienbesitz der Gastwirte Johannes bzw. Hans Alm. 1979 musste die Gaststätte, seit mehreren Jahren schon außer Betrieb, wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
Zur Gaststätte gehörten ein sehr schöner und gepflegter Kaffeegarten und eine große Spielwiese.

Am Weißen Kreuz befand sich die alte Gaststätte "Weißes Kreuz", die Rostocker und Brinckmansdorfer Bürgern einen angenehmen Aufenthalt bot.
1942 wurde sie durch anglo-amerikanische Bomber zerstört. (hier irrt Henneberg, die Gaststätte fiel am 1. Mai 1945 einem Brand zum Opfer; BB) Ein Wiederaufbau der Häuser erfolgte nach 1945 nicht. Der Überlieferung nach soll das Haus "Weißes Kreuz" den Namen nach einem weißen Kreuz haben, das auf dem Dach aufgemalt war.
1669 heißt es in der Chronik vom Weißen Kreuz: "Jacob Engelbrecht Hoff hat das Haus als Wohn- und Lusthaus gebaut. 1750 wurde es durch einen nächtlichen Feuerbrand völlig eingeäschert. Das Haus wurde 1751 in der Form aufgebaut, wie es bis 1942 bestand".
Die beiden steinernen Haustafeln, die noch heute am Seitengebäude vorhanden sind, haben folgende Inschriften "Anno 1750, in der Nacht des 14. auf den 15. Oktober ist dieses Haus durch eine unvermutete Feuerbrunst vernichtet“ und „Anno 1751 ist dieses eingeäscherte Haus durch Gottes und guter Freunde Beihülfe wieder aufgerichtet".
Im Jahr 1850 weilte der Redakteur und Dichter Gottfried Kinkel, Freiheitskämpfer der 48er Revolution, auf der Flucht aus dem Spandauer Zuchthaus, in der Gaststätte, bis ihn ein Brockelmannsches Schiff nach England brachte.
In den zwanziger Jahren war die Gaststätte Treffpunkt der Rostocker Studentenschaft. Manches Trinkgelage wurde dort gegeben. Die zerschlagenen Gaslaternen am Mühlendamm waren ein Zeugnis vom wirken der damaligen Studentenverbindungen. Die Ordnungshüter mit der Pickelhaube sahen über die "kleinen Ungezogenheiten" der damaligen Studentenschaften großzügig hinweg.

Mittelpunkt der Stadtrandsiedlung war für lange Zeit die Tessiner Chaussee. Vom Stadtkern führte der Mühlendamm über das Weiße Kreuz hinein in die Tessiner Chaussee. Nach dem 1. Weltkrieg war diese Straße noch eine Straße 1. Ordnung mit Sommerweg und eine der wichtigsten Straßen in Richtung Tessin - Demmin.
Anfang der siebziger Jahre wurde die inzwischen umbenannte Tessiner Straße zu einer modernen Zubringerstraße für die Autobahn Berlin - Überseehafen ausgebaut. Dadurch stieg der Mühlendamm als verlängerte Zubringerstraße in seiner Bedeutung.
1771 wurde der Mühlendamm erbaut. Sein Untergrund musste oft erneuert werden, da er durch Sumpf- bzw. Wiesengelände führte. In den Mittagsstunden des 1. Mai 1945 erreichten sowjetische Panzer, aus Richtung Tessin kommend, die Stadt Rostock. Sie sollten über den Mühlendamm in die Innenstadt gelangen. Vor den Augen der sowjetischen Soldaten ging die Mühlendammbrücke in dem Augenblick in die Luft, als sich bereits ein sowjetischer Panzerspähwagen auf ihr befand. Über die Petribrücke zogen dann die sowjetischen Truppen in Rostock ein.
Die Zerstörung der Mühlendammbrücke brachte den Brinckmansdorfern viele Sorgen und Unbequemlichkeiten. Nur durch Überqueren eines kleinen Ganges auf dem Schleusentor konnte die andere Straßenseite erreicht werden.
1948 wurde die Mühlendammbrücke neu erbaut und die Gesamtaufschüttung erhöht. Damit war der Fahrzeug- und Fußgängerverkehr wieder unter normalen Verhältnissen möglich.

Der Baubeginn der neuen Tessiner Straße war das Jahr 1970. Die Fertigstellung erfolgte 1973. Am 8. Mai 1974 erfolgte die Umbenennung in Straße der Befreiung. Der im Stadtwald in der Nähe des Weißen Kreuzes aufgestellte Panzer trägt auf dem Sockel die Inschrift: "1. Mai 1945".
Die Tessiner Straße wurde von ihrer ursprünglichen Breite von 7,5 m auf 13,5 m erweitert. Der Umbau des Abschnittes Weißes Kreuz bis Abzweigung Autobahn Neu Roggentin kostete 6,5 Mio. M. Durch die Erweiterung der Straße musste auch eine neue Brücke über die Eisenbahnlinie Rostock - Stralsund gebaut werden.
Die Straße der Befreiung ist heute ein Schmuckstück für Brinckmansdorf und für unsere Stadt Rostock. Bürger aus den zwanziger Jahren, die den Zustand der damaligen Tessiner Chaussee noch in Erinnerung haben, wissen das besonders zu schätzen.

In diesem Zusammenhang sei auch die oftmals schwierige Verkehrssituation erwähnt. Schon seit 1904 fuhr ein eingleisiger Straßenbahnwagen im Pendelverkehr vom Steintor bis zum Weißen Kreuz. In den dreißiger Jahren wurde Busverkehr bis zum Schweizerhaus, bzw. bis zum Bäcker eingerichtete. Nach 1945 war vorerst jeder Straßenbahn oder Busverkehr eingestellt. Erst nach Fertigstellung der Mühlendammbrücke wurde der Straßenbahnverkehr für Brinckmansdorf bis zum Verbindungsweg verlängerte. In den siebziger Jahren erfolgte dann wieder Busverkehr bis zum Jan-Maat-Weg. Nach Fertigstellung der Straße der Befreiung ist die Buslinie 23 dem allgemeinen Straßenverkehr angeschlossen.

Auch die Brinckmansdorfer Einwohner bekamen den Krieg am eigenen Leib zu spüren. Bei dem 1942 durchgeführten Terrorangriff auf Rostock wurden auch Sprengbomben bzw. Brandbomben auf die Siedlung geworfen. So wurden die Wohnhäuser Tessiner Straße 60 - 63 total zerstört. Ebenfalls die Häuser im Unkel-Andrees-Weg 2 und 3. Im Höger-Up brannte ein Eigenheim aus. Ein Bürger wurde getötet. Zahlreiche Brandbomben richteten in den Gärten Schaden an. Sie wurden schnellstens von den Bürgern gelöscht. In der gleichen Nacht 1942 wurden die Gaststätte „Weißes Kreuz“ (hier irrt Henneberg, die Gaststätte fiel am 1. Mai 1945 einem Brand zum Opfer; BB) und ein provisorisches Kinderheim, ca. 100 m von der Gaststätte gelegen, durch Bomben zerstört. 39 Kinder fanden dabei den Tod.

Während des Krieges entstand östlich der Straße Höger-Up ein Barackenlager für polnische Ostarbeiter bzw. Kriegsgefangene. Das Lager bestand aus zahlreichen Unterkünften und Wachhäuschen. Es dehnte sich bis zur heutigen Bahnlinie zum Überseehafen aus. Das Lager war für niemanden, außer Lagerinsassen, zugänglich. Die „Ostarbeiter“ wurden täglich mit Fahrzeugen oder durch Fußmarsch in die Bleicherstraße gebracht, wo sie im damaligen Rüstungsbetrieb Heinkel arbeiten mußten. Die Bewachung des Lagers erfolgte durch Volksdeutsche in SS-Uniformen. Im Frühsommer 1952 ertrank das Kind Peter Kaselow, 5 Jahre alt, in einem der Löschwasserteiche des ehemaligen polnischen Kriegsgefangenenlagers. Erst nach diesem schrecklichen Ereignis wurden die Teiche gesprengt und zugeschüttet.

Kurz vor Kriegsende wurden am Höger-Up und am Jan-Maat-Weg Schützengräben zur Verteidigung ausgehoben. Am Jan-Maat-Weg, Tessiner Straße wurde ein großer Sprengkörper aufgestellt, jedoch kam dieser nicht mehr zur Zündung. Er sollte beim Einmarsch der sowjetischen Truppen die Tessiner Straße aufreißen und somit den Einmarsch erschweren.
In den ersten Maitagen 1945 zogen deutsche Soldaten abgerissen und ausgehungert durch Brinckmansdorf. Im Stadtpark sollten sie sich sammeln. Aber dazu kam es nicht mehr. Ungeordnet zogen sie in Richtung Westen weiter.

In den zwanziger und dreißiger Jahren war die Tessiner Chaussee, so hieß sie zur damaligen Zeit, in den Herbst- und Wintermonaten ein Dreck und Morast - für Bürger eine kaum passierbare Straße. Aus der Umgebung, insbesondere aus der Broderstorfer und Lüsewitzer Gegend, wurden die Zuckerrüben mittels Pferdefuhrwerken in die Zuckerfabrik Neubrandenburger Straße (jetzt PH 2 Chemie) transportiert. Das geschah, mindestens zweimal am Tag. Oftmals waren es bis zu 40 Pferdefuhrwerke hintereinander, die die Transporte durchführten. Der entlang der Chaussee laufende Sommerweg reichte nicht aus. So musste die Chaussee benutzt werden. Regen und Schlamm taten das Übrige. Aber wen störte es? In der damaligen Zuckerfabrik, heute DHZ-Chemie, wurde der notwendige Reinigungs- und Verarbeitungsprozeß durchgeführt. Die Abwässer flossen auf die Wiesen an der Warnow und verbreiteten einen kaum auszuhaltenden penetranten Geruch. Je nach Windrichtung wurde auch Brinckmansdorf von diesen üblen Gerüchen überflutet. Da hieß es nur, die Fenster dicht verschließen. Aber wer weiß das heute noch?

Mitte des 2. Weltkrieges wurde am Schweizerhausberg unmittelbar an der Tessiner Straße ein großer Bunkerstollen als Schutzraum gebaut, aber dieser erfüllte kaum seinen Zweck. Nach 1945 zugeschüttet, spielte er beim Straßenbau 1970 eine erschwerende Rolle.
Während der Kriegsjahre wurden auf dem sogenannten Kassebohmer Kartoffelberg Flakstellungen eingerichtet. Ebenfalls befanden sich Flakstellungen im Raum der alten Rieckdahler Kiesgruben.
Die Verdunkelung, die stillgelegten Bus-Linien und andere Maßnahmen machten vielen Brinckmansdorfern zu schaffen. Einige Bürger Brinckmansdorfs verließen im Mai 1945 ihre Wohnungen und hielten sich im Kösterbecker Wald oder in Fresendorf auf. Sie kehrten aber bald zurück, denn es wurde in Brinckmansdorf niemandem ein Haar gekrümmt.

Die ersten Nachkriegsjahre waren auch für die Brinckmansdorfer nicht einfacher. Manch einer war der Zeit nicht gewachsen, kam mit den Gesetzen in Konflikt oder setzte sich nach dem Westen ab. Aber in der Gesamtheit waren die Brinckmansdorfer bodenständig und verschlossen sich nicht der neuen Zeit. Beherzte Bürger, vor allem Antifaschisten setzten sich mit ihrer ganzen Person für den Wiederaufbau ein. Einer der ersten Bürgermeister der Stadt Rostock war Otto Kuphal, der während des Krieges im Jan-Maat-Weg 3 wohnte. Max Flick, wohnhaft Unkel-Andrees-Weg, war einer der ersten Bürger, der aktiv in Brinckmansdorf in Erscheinung trat. Unermüdlich, war er unterwegs und warb die Einwohner für die aktive Mitarbeit in unserem Ortsteil.
In den ersten Jahren traten die Bürger Martens, Brunsch, Flick, Erben und andere besonders positiv in Erscheinung. Aber der Kreis für die Mitarbeit erweiterte sich ständig. Die Bürger Baguhl, Gunter, Mamerow, Bölte, Zentner und viele ungenannte sorgten für den Fortschritt in Brinckmansdorf. Bei der Schaffung der Nationalen Front gab es tatkräftige Mitarbeiter, wie die Bürger Peter, Weber, Henneberg, Nitsche, Bartelt, Grimma, die zum Teil heute noch aktiv im Wohnbezirksausschuß tätig sind. Weitere Helfer, wie die Bürger Marquardt, Pamperin, Brigitte Marschik und Vertreter unseres Patenbetriebes IKN, sowie der 6. Polytechnischen Oberschule kamen neu hinzu und taten ihr Bestes.
Als Bezirksältester fungierte 1945 der Genosse Udaly. Seinen Sitz hatte er im Jan-Maat-Weg in seiner Wohnung. …  Aber auch solche bewährten Widerstandskämpfer, wie die Genossen Petschow, Kruse, Deuscher und Rudi Weber wohnten zeitweilig nach 1945 mit ihren Familien in Brinckmansdorf und beteiligten sich aktiv daran, dass der Sozialismus hier an Boden gewann.
Es gab immerhin eine Reihe von Problemen zu lösen, z.B. die Frage des Einkaufs für die Bürger Brinckmansdorfs. In den zwanziger Jahren standen nur zwei Geschäfte zum Einkauf zur Verfügung und zwar eine Bäckerei, eine Gemischtwarenhandlung und ein fliegender Milchverkauf mittels Pferdefuhrwerk. Der größte Teil der täglich benötigten Waren musste aus der Stadt Rostock herangeholt werden. Wenn man dabei bedenkt, dass es in den ersten Jahren keine Verkehrsmittel bis auf einen Straßenbahnwagen Steintor - Weißes Kreuz gab, erkennt man, welche Schwierigkeiten der tägliche Einkauf bereitete. Es gehörten viel Mut und persönliche Initiative dazu, allein mit den Unbilden und Unzulänglichkeiten der damaligen Zeit fertig zu werden. Und das speziell in dieser Stadtrandsiedlung. Es gab damals keine Stelle, die für diese örtlichen Probleme und Sorgen der Einwohner ein offenes Ohr hatte.
Es mag idyllisch anmuten, sich vorzustellen, dass morgens 7 Uhr mittels Pferdefuhrwerk der Milchverkauf ausgeklingelt wurde. Wer aber nicht zur rechten Zeit kam, hatte für den ganzen Tag keine Milch mehr zu erwarten. Da der Milchverkauf mit Litermaß erfolgte, war ein Holen der Milch aus der Stadt im Milchtopf kaum möglich. Erst Ende der zwanziger Jahre erfolgte ein täglicher Milchverkauf in einem winzigen Ladenraum.
Wie sah es dann in den dreißiger Jahren aus? Wie schon gesagt, standen zwei Verkaufsläden - Backwaren und ein kleines Gemischtwarengeschäft bis 1945 zur Verfügung. 1946 verbesserten sich die Verkaufsverhältnisse insgesamt. Aus dem kleinen Gemischtwarengeschäft wurde eine vergrößerte Konsum-Verkaufsstelle mit einem umfassenderen Warenangebot.
In den fünfziger Jahren wurde dann in einer Garage, damals Tessiner Straße 44, eine provisorische Verkaufsstelle für Fleisch- und Wurstwaren eingerichtet, für Brinckmansdorf schon ein Fortschritt. In späteren Jahren nahm in der Straße der Befreiung Nr. 40 eine Fleischerei den Betrieb auf. Dieses Geschäft wurde von einem Rostocker Schlachtermeister übernommen, der zwei- bis  dreimal in der Woche den Fleischverkauf durchführte. Aber auch das war noch keine Lösung und der durch den Erweiterungsbau eines Hauses entstandene neue Schlachterladen mit entsprechenden Kühlmöglichkeiten konnte die Bevölkerung eher zufriedenstellen. Dieses Geschäft wurde dann von der HO als Spezialverkaufsstelle übernommen.
Erwähnenswert erscheint mir nochmals die Konsumverkaufsstelle. Sie war viele Jahre Mittelpunkt des Einkaufes der Brinckmansdorfer Bürger, sowie der Gartenbesitzer der umliegenden Kleingartensiedlungen und der sich im Ort befindenden Sommerurlauber. Hinzu kam die Belieferung der Verkaufsstellen in Roggentin und Pastow.
Aber auch solche Aktionen, wie der jährliche Kartoffelverkauf für die Einkellerung im Herbst oder die ständige Belieferung der Altersheime in Kassebohm und Neuendorf mussten bewältigt werden. Mehrere Jahre wurde außerdem ein Gemüseverkauf als Teil der Konsumverkaufsstelle abgewickelt.
Trotz aller Einsatzbereitschaft des Verkaufspersonals entsprach die Verkaufsstelle in ihrer Größe nicht mehr den Anforderungen der heutigen Zeit. Deshalb wurde beschlossen, bis zum X. Parteitag eine den heutigen Vorstellungen entsprechende Kaufhalle zu bauen. Natürlich gab es nicht geringe Schwierigkeiten. Es gab Vorbehalte gegen den Standort. Einwohner fürchteten ruhestörenden Lärm durch die mit Autos heranfahrenden Kunden. Trotzdem sind inzwischen alle Brinckmansdorfer froh, dass nun unter Regie des Konsums in der neuen Kaufhalle alles angeboten wird, was zur täglichen Versorgung der Bevölkerung benötigt wird. Außerdem haben sich die Arbeitsbedingungen für das Verkaufspersonal wesentlich verbessert.

Auch die Schulverhältnisse sind seit mehreren Jahren wesentlich verbessert worden. Eine moderne Schule im Wossidlopark, die 6. Polytechnische Oberschule, ist fester Bestandteil des Wohnbereiches geworden.
Der Standort der heutigen 6. Polytechnischen Oberschule setzte voraus, dass eine Anzahl des Baumbestandes gerodet werden musste.
Ich kann mich erinnern, dass in diesem kleinen Waldgelände - Wossidlopark genannt, in den Wintermonaten der zwanziger Jahre, reisende Pferdehändler, Zigeuner, ihr Winterquartier aufschlugen. Für uns Kinder war es riesig interessant, lernten wir doch andere Sitten und Bräuche kennen. Die Zigeuner versammelten sich gern am Lagerfeuer. Es wurde getanzt, getrunken und auch im Ort gebettelt. Es war angebracht, die Türen gut zu verschließen!

Bis 1945 mussten die Brinckmansdorfer Kinder in Rostock die Schule besuchen. Nach 1945 richtete man provisorische Schulräume ein, z.B. Tessiner Str. 58 und 101. Im Parkgelände entstanden zwei primitive Schulbaracken. Das konnte alles nur eine Übergangslösung sein. 1965 war es dann soweit. Die 6. Polytechnische Oberschule wurde fertig gestellt. Hier erhalten auch die Kinder aus Kassebohm, Roggentin und Pastow ihren Unterricht. Die Schule trägt den Namen John Brinckman.

Der Park wurde nach dem ehemaligen Oberlehrer Richard Wossidlo, der 1857 in Tessin geboren wurde und viele Jahre in Waren tätig war, benannt. Er erwarb sich besondere Verdienste, indem er Volksüberlieferungen, insbesondere Märchen und Sagen sammelte. Weiterhin erarbeitete er Material für ein Mecklenburgisches Wörterbuch, bekannt unter dem Titel "Der Wossidlo-Teuchert". Die Rostocker Universität ehrte das Wirken Wossidlos, indem sie ihm die Ehrendoktorwürde verlieh.

Die ärztliche Betreuung seit Bestehen der Stadtrandsiedlung, und das muss hier erwähnt werden, erfolgte durch den sehr rührigen Arzt Dr. Rüther. Der Schwiegervater, Rittergutsbesitzer in Neuendorf, hatte ihm in den zwanziger Jahren eine Praxis am Schweizerhausberg eingerichtet. Im gleichen Gebäude ist heute noch die Außenstelle des Medizinischen Zentrums Mitte eingerichtet. Es ist erwähnenswert, dass Dr. Rüther allgemein bei allen Einwohnern großes Vertrauen genoss. Er betreute nicht nur Brinckmansdorfer, sondern besuchte auch die umliegenden Dörfer. Während des 2. Weltkrieges als Stabsarzt eingezogen, übernahm er nach Beendigung des Krieges seine alte Arztpraxis in Brinckmansdorf.
Es muss heute an dieser Stelle gesagt werden, dass Dr. Rüther sich nach 1945 restlos für die ärztliche Betreuung der Einwohner einsetzte. Er war zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Stelle, wenn ärztliche Hilfe benötigt wurde. Trotz seiner bürgerlichen Herkunft und seiner sicherlich anderen politischen Einstellung war er ein humanistischer Mensch, der sein Lebensziel darin sah, kranken Menschen zu helfen. Die Bürger Brinckmansdorfs sorgten dafür, dass seine stete Bereitschaft und Hilfe auf ärztlichem Gebiet und seine zutiefst menschliche Haltung gewürdigt wurden. Dr. Rüther wurde in den fünfziger Jahren mit dem Ehrentitel "Verdienter Arzt des Volkes" geehrt. Eine gute Geste unserer damals jungen Republik.

1979 erschien nach einer gemeinsamen Konsultation in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten nachfolgende Zeitungsnotiz, die das Leben in Brinckmansdorf treffend einschätzte: "Eine Wohltat für das Auge - Brinckmansdorf - ein grüner Stadtteil / WBA 11 erntet verdienten Lohn.
Ein Spaziergang durch Brinckmansdorf ist erholsam und insbesondere für das Auge eine Wohltat. Gepflegte Häuser mit sauberen Vorgärten sprechen vom Bürgerfleiß und von der Verbundenheit der Brinckmansdorfer mit ihrem Wohnbezirk. Sie sind jedoch auch Zeugnis der wirkungsvollen Arbeit des Wohnbezirksausschusses 11 mit den Einwohnern.
Vieles wurde in diesem Jahr gemeinsam in Angriff genommen. Häuser erhielten neuen Putz, Anbauten entstanden, Innenrenovierungen ließen die Wohnungen behaglicher werden. Sehr zufrieden sind die Mitglieder des Wohnbezirksausschusses - und wohl nicht nur sie - mit dem Zustand der Häuser im Zorenappelweg. Kräftig wurde angepackt, als Gehwegplatten darauf warteten, verlegt zu werden. Lange schon wären alle Gehwege in Ordnung gebracht, aber den Brinckmansdorfern ist zurzeit der Plattenvorrat ausgegangen. Niemand fragte nach der Uhrzeit, als sie an den Wochenenden und nach Feierabend am Knallerballerweg Kanalisation verlegten und somit wichtige Vorarbeiten leisteten für die 50 neuen Ein- und Zweifamilienhäuser, deren Baubeginn unmittelbar bevorsteht. Zum Jahresende wollen die Brinckmansdorfer den "Mach mit!" - Wettbewerb im Wertumfang von 100.000 M abrechnen
und gegenwärtig zeichnet sich bereits ab, dass ihre Rechnung aufgehen wird. Auch der Kampf um den Titel "Wohnbereich der vorbildlichen Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit" ist von Erfolg gekrönt. Der grüne Stadtteil links und rechts der Straße der Befreiung wurde schön durch Eigeninitiative seiner Einwohner, durch das anspornende Beispiel der Nachbarn und durch die kontinuierliche Zusammenarbeit des Wohnbezirksausschusses mit den gesellschaftlichen Kräften des Territoriums.
Nicht immer wohnte es sich so gut in Brinckmansdorf. Die Häuser des ersten Bauabschnittes Anfang der zwanziger Jahre kannten noch kein elektrisches Licht, WC oder Wasserleitung. Auch die städtischen Verkehrsmittel endeten am Weißen Kreuz. Erst nach der Gründung unserer Republik wurden Wege gepflastert, die Kanalisation gelegt, erfolgte der verkehrstechnische Anschluss zur Innenstadt. Der Stadtteil erwachte aus seinem Dornröschenschlaf. Die John-Brinckman-Schule entstand.
Auch damals beim Schulneubau griffen die Brinckmansdorfer zu Spitzhacke und Spaten, um ihr Scherflein zu den Erschließungsarbeiten beizutragen.
Wenn die Brinckmansdorfer gerufen werden, sind sie zur Stelle, weil der Wohnbezirksausschuß mit ihnen die Vorhaben berät. Am gestrigen Abend stand auf einer öffentlichen Ausschusssitzung die Erarbeitung des "Mach mit!" - Programmes für 1980 zur Diskussion. Noch sind nicht alle Probleme im Stadtteil gelöst, aber die Brinckmansdorfer sind geübt im Zupacken und bereit dazu.
Für ihre Initiative konnte kürzlich der Wohnbezirksausschuß verdienstvolle Bürger ehren. Heute nun wird der gesamte Wohnbezirksausschuß 11 für seine hervorragenden Leistungen im Wettbewerb "Wir - unsere Heimat - unsere Freunde" in das Ehrenbuch des Bezirkes eingetragen - verdienter Lohn für den aktiven Ausschuss und ein Dankeschön auch für die fleißige Arbeit der Brinckmansdorfer, deren Elan nicht am eigenen Gartenzaun haltmacht."

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