Erinnerungen des Lehrers Emil Dolenga zu den Anfängen der Schule in  Brinckmansdorf 
              von Emil Dolenga, 1956          
            Brinckmansdorf, nach John Brinckman benannt und die  Straßennamen seinem Werk "Kasper Ohm un ick" entnommen, ist erst nach dem 1.  Weltkrieg entstanden. Zunächst wurden die Häuser an der Tessiner Chaussee  errichtet. Die übrigen Teile der Siedlung sind erst in der Nazizeit entstanden.  Heute (1956) noch trifft man auf Rostocker Bürger die noch nie in Brinckmansdorf  waren. Das Schweizerhaus kennen sie sehr gut, daß es in Brinckmansdorf liegt,  wissen sie nicht. Die Straßennamen muß man jedem, den es angeht, buchstabieren,  besonderen Interessenten auch deuten. 
            An die Errichtung einer Schule hat gewiß niemand gedacht und  sie wäre wahrscheinlich heute noch nicht da, hätte nicht die Not der Zeit die  Veranlassung zu ihrer Entstehung gegeben. 
              Der 2. Weltkrieg hat wie überall, so auch auf dem Schulgebiet  ein Chaos hinterlassen. Im September 1945 wurden die Schulhäuser soweit sie  nicht den Bomben zum Opfer gefallen waren, durch die Lehrkräfte entrümpelt,  gesäubert und für den Unterricht vorbereitet. Aus einseitig beschriebenen,  meist vom Flughafen Heinkel stammenden Akten fertigten die Lehrkräfte Hefte für  die Schüler an. Dieses Papier diente lange dem amtlichen Schriftverkehr und der  Lehrerschaft zur Anfertigung aller schriftlichen Arbeiten. Zugleich wurden  Kurzkurse von vierwöchiger Dauer zur Ausbildung von Neulehrern eingerichtet.  Die Bewerber kamen aus allen Schichten der Bevölkerung. Es konnte natürlich  nicht ausbleiben, dass viele von ihnen für den Lehrerberuf völlig ungeeignet  waren und ihnen daher bald nahegelegt worden ist, sich nach einem anderen Beruf  umzusehen. Andere haben der systematischen Vorbereitung von zweijähriger Dauer  nicht standgehalten und schieden aus und ein Teil ist bei der ersten bzw.  zweiten Lehrerprüfung durchgefallen. Allmählich fanden sich die Absolventen der  Pädagogischen Fakultät und auch die Absolventen der Lehrerbildungsanstalten in  Neukloster und Güstrow ein. Soweit nicht früher schon, wurden alle Altlehrer,  die der NSDAP angehört haben und das waren 82,5 % im März 1946 entlassen und  früher oder später vor eine Entnazifizierungskommission gestellt. Die  Auserwählten erhielten von Ministerialdirektor Manthey, einem früheren  Stettiner Mittelschullehrer, die Einstellungsurkunde. In den nachfolgenden  Jahren wurden alle Altlehrer, soweit sie dem Beruf nicht fernbleiben wollten, wieder  eingestellt. Trotzdem war immer ein fühlbarer Lehrermangel vorhanden, nicht  zuletzt wegen starker Abwanderung nach Westdeutschland. 
            Nach Auflösung aller Hilfsschulen, also auch der  Marien-Hilfsschule in Rostock im Herbst 1946, wo ich seit September 1945  angestellt war, waren die Vorbereitungen für eine Behelfsschule in  Brinckmansdorf so weit vorangetrieben, daß am 1. September die Schule durch den  damaligen Schulrat Nehls eingeweiht werden konnte. 
              Die Altlehrerin Mejer, z. Zt. (1956) an der Altstädtischen  Schule II angestellt, hat einzelnen Kindern in ihrer Wohnung Unterricht  erteilt. 
            Seit längerer Zeit stand ich in Verhandlungen mit dem  Besitzer des Schweizerhauses Alm, verhalf ihm auch teilweise zur Erlangung von  Material für einen Bühnenanbau, den er mir nach Fertigstellung zur Einrichtung  eines Schulraumes überlassen sollte. 
              Inzwischen bot sich Gelegenheit, bei dem pensionierten  Postmeister Hahn 2 Wohnzimmer zu mieten, für den monatlichen Preis von 65, -  DM. Der Bauunternehmer Bölt erhielt den Auftrag, aus den beiden Zimmern einen  Raum herzustellen. Auf den Stützbalken ließ ich folgende Inschriften anbringen.  Vorderseite: "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir". Rückseite:  "Heiterkeit ist der Himmel unter dem alles gedeiht, Gift ausgenommen". Die  notwendigsten Ausstattungsgegenstände - Bänke, Wandtafel - Schrank wurden durch  Vermittlung der Schulverwaltung aus Überbeständen anderer Schulen beschafft.  Schon nach Ablauf eines Jahres hat sich in der Nordwestecke des Raumes  altvorhandener Schwamm bemerkbar gemacht. Das Bauamt, unter der Leitung von  Herrn Schmidt, hat sich bereit gefunden, den Schwamm unter erheblichen Kosten  zu beseitigen.
              
              Die Eltern in Brinckmansdorf, Kassebohm, Rieckdahl und  Neu-Roggentin, unter ihnen besonders die der Schulanfänger waren glücklich, daß  sie nun eine Schule am Ort hatten. War die Bekleidung im Allgemeinen  jämmerlich, so war die Fußbekleidung katastrophal. Verschiedene Schüler und das  waren meist Flüchtlingskinder, konnten im Winter auch den kurzen Schulweg nicht  zurücklegen, weil sie überhaupt keine Fußbekleidung hatten. Im Sommer sah man  bei Frauen selten Strümpfe. Barfuß in Holzpantoffeln sah man Frauen und Männer  herumlaufen. Bei Lehrern wirkte diese Fußbekleidung besonders auffallend. Die  Bekleidungsstücke aller Art wurden vorwiegend aus Decken hergestellt.
            Am 02.09.1946 rückten 114 Schüler der Jahrgänge 38/40 heran.  Sie wurden auf die Klassen 1a, 1b und 1c aufgeteilt. Fräulein Bartmann,  Flüchtling aus Schneidemühl, angestellt in Hinrichshagen, eine voll  ausgebildete und tüchtige Lehrkraft wurde an die Schule berufen und erhielt  eine Wohnung im Hause Peter Lurenzweg 3. 
            Der Schulbeginn begann mit einer Feier. Schulrat Nehls  begrüßte die Kinder und die Eltern. Im Schweizerhaus fand die Feier der Zeit  entsprechend ihren Fortgang. Die 3 Klassen erhielten in 3 Schichten Unterricht.  Die notwendigsten Lehr- und Lernmittel habe ich aus anderen Schulen beschafft.  Es kostete viel Mühe und Geduld, besonders überalterte Kinder, die so viel  Schreckliches erlebt haben, an die Schulordnung zu gewöhnen. Manche unter ihnen  kannten nicht den Unterschied zwischen "mein und dein". Sie waren verängstigt,  verschlagen und mißtrauisch. Schon nach etwa 14 Tagen erzählte Schulrat Nehls,  als ich dienstlich bei ihm zu tun hatte, daß eine Anzeige gegen mich  eingegangen sei, folgenden Inhalts: "Der Lehrer Dolenga will den alten  preußischen Militärdrill bei uns einführen. Er läßt die Kinder an sich  vorbeidefilieren und läßt Ehrenbezeugungen machen mit Handanlegen." Nach der Herkunft  dieser Denunziation befragt, erzählte der Schulrat, daß sie von der Partei  käme, welche Partei es war, hat er nicht verraten. Zugleich bemerkte er, daß  ich mich darüber hinwegsetzen und die Kinder weiterhin zum höflichen Grüßen  erziehen möchte. Nach etwa weiteren 14 Tagen erzählte er beiläufig, daß eine  weitere Denunziation gegen Fräulein Bartmann eingegangen sei. Man beklagte sich  über sie, daß sie undankbar sei, insofern, als sie sich außerschulisch zu wenig  beteilige. Als ich ihr diese Mitteilung machte, bemerkte sie: Ach, so geht es  hier zu! Am nächsten Tage setzte sie sich mit ihrer Mutter nach dem Westen ab.  Nun unterrichtete ich die 3 Klassen bei einer kurzen Mittagspause von 8 -16  Uhr.
            Inzwischen wurde der Raum Tessiner Str. 58, ehemals ein Kohlenlager  von Hermann Doll, zuletzt Aktenraum von Heinkel, zu einem Schulraum ausgebaut. 
              Am 06.12.1946 überwies uns die Altstädtische Schule 66 zu  unserem Schulbezirk gehörige Kinder. Der hiesige Parteivorstand der SED war  vollzählig, die Elternschaft zum größten Teil erschienen. Der Schulrat schickte  mir im letzten Augenblick die Nachricht, daß ich ihn bei der  Einweihungsfeierlichkeit vertreten möchte. Ich setzte an den Anfang meiner  Ausführungen das Wort: "Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit und neues  Leben blüht aus den Ruinen." Vier neue Lehrkräfte fanden sich ein, Kollege  Alfred Fiebig, geb. 1897 als Sohn eines Eisenbahnbeamten, hat das Lehrerseminar  in Liegnitz besucht, im Herbst 1920 die 1. Lehrerprüfung abgelegt und wandte  sich, wie viele Junglehrer nach dem 1. Weltkrieg, wegen Mangel an Lehrerstellen  anderen Berufen zu und war vor Ausbruch des 2. Weltkrieges Kassenführer bei der  ev. Kirchenverwaltung in Berlin. Er hat den 1. und den 2. Weltkrieg mitgemacht.  1945 trat er in den Schuldienst ein, wurde in Warnemünde angestellt und bat um  seine Versetzung nach Brinckmansdorf. Max Gerson, Sohn eines Glasers in  Rostock, besuchte hier die Volksschule und legte nach seinen Angaben am  31.03.1940 die Gesellenprüfung im Schneidergewerbe ab. Von verschiedenen Seiten  wurde erklärt, er sei bei dieser Prüfung durchgefallen. Bis 31.01.1946 war er  Schneidergeselle. Dann will er einen Kurzlehrgang absolviert, eine Lehrprobe  gehalten und eine methodische Arbeit geliefert haben. Er beherrschte weder die  deutsche Sprache noch die Orthographie. Seinem erlernten Beruf blieb er  insofern treu, als er außerhalb der Schulzeit bei den Bauern in Rieckdahl  nähte, gut aß und trank. Er machte gern Hausbesuche, besonders zur Mittags- und  Abendbrotzeit. Im Alter von 20 Jahren war er verheiratet. Seine Frau, Magda  Gerson, Tochter eines hiesigen Kaufmanns, besuchte die Mittelschule, die  Kaufmännische Berufsschule, legte 1942 die Handlungsgehilfenprüfung ab und war  bis März 1945 Kontoristin. Nach Absolvierung eines Kursus von 4 Wochen wurde  sie Lehrerin und kam mit ihrem Mann zusammen am 06.12.1946 an die Schule in  Brinckmansdorf. Sie kümmerten sich wenig um den Stundenplan. Wenn Frau G. ihren  Dienst beendet hatte, schickte Max seine Kinder auch nach Hause und umgekehrt,  ohne zu melden. Natürlich mußten diese beiden Lehrkräfte versetzt werden. Sie  kamen zur Altstädt. Schule. Frau G. ließ sich von ihrem Mann scheiden und trat  nach etwa 2 Jahren aus dem Schuldienst aus. Sie wurde wieder Kontoristin. Max  ging auf das Pädagogium nach Putbus, um Russischlehrer zu werden, aber er  schaffte das Pensum nicht und wurde in Gubkow angestellt. Angeblich hatte er  inzwischen verschiedenes "auf dem Kerbholz" und setzte sich daher nach dem  Westen ab. 
              Margot Look, geb. 21.02.1928 als Tochter eines Drechslermeisters  in Köstin, besuchte dort die Volksschule und die Höhere Handelsschule und hier  einen viermonatigen Kursus. Trotz ihrer Jugend und ihrer unzureichenden  Vorbildung hat sie sich recht gut bewährt. Beim Holzwerben in der Rostocker  Heide (jeder für seinen Bedarf) erspähte sie der Forstaufseher Glasow. Im  Sommer 49 heiratete sie, zog nach Graal und trat nach etwa einjähriger  Unterbrechung wieder in den Schuldienst ein. 
              In den 2 Schulräumen mußten 211 Kinder unterrichtet werden,  die auf 6 Klassen verteilt wurden, 
            
                            Klasse 1a, 1b und 1c je 38, 
                Klasse 2 = 24, 
                Klasse 3 = 36 und 
                Klasse 4 = 37. 
            
            Unterrichtet wurde durchgehend von 8 bis 18 Uhr bei voller  Stundenzahl. 
            Da uns kein Raum für die Aufbewahrung des Brennmaterials zur  Verfügung stand, wurde das im Park frisch eingeschlagene Holz im Vorraum zum  Schulraum aufgestapelt, so daß nur ein ganz schmaler Durchgang zum Klassenraum  übrig blieb. Schon nach kurzer Zeit fing das nasse Holz an zu schimmeln.  Gemeinsam mit den Kindern haben wir es auf dem Hof des Hausmeisters und  Hausbesitzers Busch aufgestellt. Übermäßige Wärme konnte mit diesem Holz gewiß  nicht erzeugt werden.
            Neue Schulbücher sind inzwischen herausgegeben worden. Von  Zeit zur Zeit fanden Kontrollen der Büchertaschen auf Naziliteratur statt. Hefte  wurden in beschränkten Mengen durch die Schulen für 0,15 DM das Stück  ausgegeben, desgleichen Schuhbezugsscheine zunächst für Strohschuhe, später für  Fußbekleidung aller Art. Das war eine undankbare Aufgabe. Jede Mutter glaubte,  ihr Kind müßte an erster Stelle bedacht werden. Vorübergehend wurde die  Verteilung der Scheine dem DFD übertragen. Doch bald wurden schon Rufe aus der  Bevölkerung laut, die Ausgabe wieder in die Hände der Schulleitung zu legen.  Seit Wiederaufnahme des Unterrichts im September 1946 mußte eine strenge  Läusekontrolle durchgeführt werden. An jeder Schule erhielt eine Lehrkraft den  Auftrag, von den Klassenleitern das Ergebnis der Kontrollen entgegenzunehmen  und am 1., 10. u. 20. jeden Monats eine diesbezügliche Meldung an den Schularzt  zu machen. Die Eltern erhielten von dort den Auftrag, ihre Kinder in der  Entlausungsanstalt von dem Ungeziefer befreien zu lassen. Diese  Entlausungsaktion hielt mehrere Jahre an. In unserer Schule war Kollege Fiebig  der Läusekontrolleur. Er hat seine Aufgabe sehr ernst genommen.
            Eine wichtige Rolle spielte die Kräutersammlung. Neben  Arzneikräutern aller Art wurden Johannisbeer-, Brombeer-, Erdbeer- und  Himbeerblätter zur Teebereitung gesammelt. Bei uns wachsen diese Kräuter vor  der Schultür. Da keine Möglichkeit zum Trocknen bestand, haben wir sie  zentnerweise in frischem Zustande der Sammelstelle zugeleitet. Dort ist der  größte Teil verdorben. Die Eltern wollten sich nicht der Aufgabe unterziehen,  die Blätter auf ihren Böden zu trocknen. 
            Trotz Verlausung, Typhus, Scharlach etc., im Allgemeinen war  der Gesundheitszustand unserer Schüler verhältnismäßig gut. Das bekundete unser  Schularzt Prof. Dr. Langhans, das bekundeten auch die Zahnärzte. Das ist auch  nicht verwunderlich. Die Brinckmansdorfer sind mehr oder weniger alle  Kleintierhalter und haben neben ihren meist sehr ertragreichen Obst- und  Gemüsegärten noch mehr oder weniger große Flächen "Grabeland" von der  Stadtverwaltung gepachtet. Ich wohne mitten zwischen den Gärten, aber es hat  sich niemand gefunden, der mir in der größten Hungerzeit auch nur einen Apfel  oder eine Birne für Geld und gute Worte abgeben hat. Im Tauschhandel erhielten  sie gerade für solche Raritäten alles, was sie brauchten. Überdies habe ich,  wie eingangs erwähnt, an der Hilfsschule unterrichtet und hatte zu den hiesigen  Einwohnern keine Beziehungen. Dazu hätten sie uns Flüchtlinge, wie fast  allerorts, lieber heute als morgen wieder verschwinden sehen. 
              Im August 46 sollten aus unerklärlichen Gründen die  Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren. Mit einer sichtlichen Befriedigung  gingen der Ortsälteste Udally und sein Kumpan Martens von Haus zu Haus, um die  Flüchtlinge meist mit unpassenden Worten auszuweisen. Vor der Gartenpforte  meiner Wohnung bemerkte Udally: "Dem können wir nichts anhaben, er hat eine  Bescheinigung, daß er hier angestellt wird." Und das war mein Glück, sonst wäre  ich wahrscheinlich unterwegs elend umgekommen, so wie andere von den  Rückwanderern, die sich nicht zur Umkehr entschließen konnten. 
            Am 30.08.1947 erschienen zur Konferenz anstelle Gerson und  Frau der Kollege Zimmer und die Kollegin Fuchs. Ersterer gab an, die  Volksschule, das Gymnasium bis 0 II und das Technikum in Sarlonis besucht zu  haben. Beschäftigt war er hier bei Heinkel, für den Lehrerberuf vorgebildet  durch Rektor Alfred Schröter, Leiter der Margaretenschule - heute Rosa  Luxemburgschule - Flüchtling aus Ostpreußen. Der hat auf irgendeine Weise die  Berechtigung erhalten, Neulehrer vorbilden zu dürfen. Das tat er auf eigene,  originelle Art. 
              Er begrüßte den Bewerber ob männlich oder weiblich mit den  Worten: "Ich heiße Alfred, wie heißt du? Nun gehe in die Klasse x, da ist kein  Lehrer, ich komme gleich nach." Dort hat er dem Bewerber gezeigt, wie  unterrichtet wird und damit war dieser Lehrer geworden. So ein Lehrer ist auch  Eduard Zimmer geworden. Seine Schüler haben "Bären" gesammelt. Er konnte zwar  in seiner Art reden und hatte auch ein natürliches pädagogisches Geschick, aber  seine Orthographie war "fürchterlich". Drei Jahre lang hat er sich nach jeder  Richtung hin durchgemogelt, hat sich Geld "besorgt" und es in Kneipen  ausgegeben. Ende November verschwand er plötzlich nach Westberlin. Man sprach  von Erpressung, Schwarzhandel etc. Nach etwa 4 Wochen wurde seine Frau mit  ihren 4 Kindern von einem LKW unbekannter Herkunft abgeholt und niemand hat  bisher erfahren, wo sie alle geblieben sind. 
              Sein Freund Alfred, der hier jeden religiös eingestellten  Lehrer verfolgte, wurde entlassen, ging nach Westberlin und ist dort  Religionslehrer. 
              Annedore Fuchs, geb. Horn aus Dummersdorf hat nach dem  Abitur 8 Monate lang das pädagogische Institut in Rostock besucht, war vom  01.09.1946 bis 30.09.1946 in Kröpelin angestellt, besuchte bis 15.04.1947 die  pädagogische Fakultät in Rostock, kam an die Margaretenschule und am 01.09.1947  nach Brinckmansdorf. Da sie ihre zweite Lehrerprüfung in Biologie ablegen  wollte, meldete sie sich zum Schluß des Schuljahres an die Altstädtische  Schule. 
            Im Herbst 1947 wurden nur 42 Schulanfänger aufgenommen. Aus  den 3 ersten Klassen entstanden infolge Abmeldung und Abwanderung 2 zweite  Klassen, so daß wir zu Beginn des neuen Schuljahres 2 erste, 2 zweite, 1 dritte  und eine vierte Klasse hatten. Besonders in der 4. Klasse waren noch viel  überalterte Schüler und unter ihnen gute Sänger vorhanden. Am letzten Schultage  vor den Weihnachtsferien konnte daher eine groß angelegte und gut gelungene  Weihnachtsfeier im Schweizerhaus veranstaltet werten. Der Saal war bis auf den  letzten Platz gefüllt. Von der Schulverwaltung erschien ihr Leiter, von der  Schulaufsicht der Sekretär und von der Altstädtischen Schule der Schulleiter. 
              Die Schularbeit ging weiterhin in 3 Schichten vorwärts und  das wurde allmählich ein unerträglicher Zustand. Darum hat sich der Schulleiter  unablässig bemüht, wenigstens noch einen Schulraum zu schaffen. Bereits im  Sommer 47 wurde eine Baracke 1)  im Park aufgestellt. Ein Teil sollte dem  Kindergarten, der andere der Schule dienen. Da für die Unterbringung des  Brennmaterials kein Raum vorhanden war, wurde der vorgesehene Klassenraum dafür  verwandt. Im Laufe des nächsten Jahres ist der Stall für das Brennmaterial  errichtet worden und die Schule erhielt ihren 3. Klassenraum. Da diese "neue"  Baracke aus drei verschiedenen alten Barackenteilen zusammengesetzt worden ist,  ist sie alles andere als ein Schulraum. Stellenweise scheinen die  Sonnenstrahlen durch die Ritzen hindurch. Vor dem Heizen ist die  Innentemperatur gleich der der äußeren. Einen Vorteil hat auch dieser mehr als  primitive Unterrichtsraum. Man bekommt die Luft direkt durch die Wand und merkt  daher kaum etwas von der berüchtigten Schulstubenluft. Die Bänke kamen aus  Gehlsdorf, wo sie auf dem Boden standen, ebenso die Wandtafel. Den Schrank  kaufte ich von dem hier wohnenden Kollegen Zander und den Tisch von einer Frau  aus Waldeslust. 
            Allmählich hat sich herumgesprochen, daß der Unterricht an  der Schule in Brinckmansdorf trotz der behelfsmäßigen Räume recht angenehm sei.  Woran mag das liegen? Wir sind ein abgeschlossener Stadtteil mit dörflichem  Einschlag. Unsere Schule wird nur von Kindern der ersten 4 Schuljahre besucht  und diese sind den nachteiligen Einflüssen der älteren Jahrgänge entzogen. 
              Wir sind einem achtstufigen System - Altstädt. Schule -  angeschlossen, aber jede Lehrkraft kann völlig ungestört meist alle Stunden erteilen.  Es wird nicht zum Beginn auch nicht am Schluß der Stunde geklingelt. Die  Lehrkräfte "verwachsen" mit ihren Schülern. Sie unterrichten nicht nur, sie  erziehen auch besser als in einem großen Betrieb. Ich habe mich bemüht, nicht  nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen zur Höflichkeit zu erziehen.  Grundsätzlich habe ich jeden bekannten Brinckmansdorfer, auch wenn er jünger  war, durch auffälliges Abheben der Kopfbedeckung gegrüßt. Haben die Männer in  der ersten Zeit kaum oder zögernd und nachlässig die Mütze gelüftet, so taten  sie es im Verlauf der Zeit immer besser. Heute gelten Jugendliche und  Erwachsene in Brinckmansdorf als höflich. Die Leistungen der Kinder sind von  Jahr zu Jahr besser geworden. Schulschwänzer gibt es nicht bis auf ein aus Schwaan  zugezogenes Geschwisterpaar. Die Elternabende werden stets recht gut besucht  und es wird erschöpfend diskutiert. 
            Für Frau Fuchs ist am 01.09.1948 der Kollege Günter Zeitel  aus Neu-Roggentin eingestellt worden. Er besuchte die Volks- und Mittelschule  in Rostock und vom 01.04.1947 bis 01.04.1948 einen Fachlehrerkursus in  Schwerin. Bereits am 25.09. mußte er den Dienst wieder aufgeben und bald darauf  ist er im Alter von 21 Jahren der Tbc erlegen.
              An seine Stelle kam Frau von Minding, geb. 27.08.1914 in Rosinsko,  Ostpr. 1933 schloß sie ihre Schulbildung mit dem Abiturientenexamen am  Realgymnasium in Wehlau ab. Am päd. Institut in Ludwigslust absolvierte sie  einen viermonatigen Kursus und wurde in Lübz angestellt. Sie hat sich hier von  Stund an für die Zusammenarbeit mit der FDJ eingesetzt. Da sie gern an der  Mittelstufe unterrichten wollte, bat sie um Versetzung an die St. Georg-Schule.  Dort ist sie bald Schulleiterin geworden und hat sich später aus mir  unbekannten Gründen nach dem Westen abgesetzt. Für sie kam die Kollegin Ilse  Schröder von der St. Georg-Schule her. Sie besuchte die Oberschule in Rostock  bis einschl. 0 II, wurde dann Gutssekretärin, absolvierte einen elfmonatigen  Ausbildungskursus und legte im November 48 die 1. Lehrerprüfung ab. Bald nach  ihrem Umzug nach Brinckmansdorf im Februar 49 heiratete sie den Autoschlosser  Ott. Frau Ott verfügte wohl über eine ausreichende schulische Vorbildung,  konnte aber keine Disziplin halten und zeigte sich im Unterricht sehr  ungeschickt. Als im Herbst 1950 infolge starken Rückganges der Schülerzahl eine  Klasse eingezogen wurde, mußte auch eine Lehrkraft weichen. Ich habe Frau Ott  für die Versetzung vorgeschlagen. Sie weigerte sich und führte allerlei Gründe  an. Auf einer hier anberaumten Konferenz entschied sich der Schulrat für ihre  Versetzung. Sie kam wieder zur Georg-Schule und mußte später aus dem  Schuldienst ausscheiden. In Mai 1949 verzog Frau Glasow nach Graal, für sie kam  Fräulein Basedow. Sie hat die LBA in Neukloster besucht und wurde nach bestandener  1. Lehrerprüfung an der Augustenschule angestellt. Am 01.09.1953 ist sie auf  eigenem Wunsch hin aus dem Schuldienst ausgeschieden und hat einen Bauern in  Kuhlrade, wo ihr Vater Lehrer ist, geheiratet. 
            Unser Park hat uns die Aula, den Speiseraum, die Turnhalle  etc. ersetzt. Neben 3 Unterrichtsräumen ist da auch eine Bühne vorhanden und  zwar an der Westseite des "Einsiedlerberges". Das Gebüsch bildet die Kulissen,  der Hügel die Sitz- bzw. Stehplätze. Hier haben wir verschiedene mit großem  Beifall aufgenommene Darbietungen verschiedener Art veranstaltet. Hier wurden  die Schulanfänger feierlich aufgenommen und die Kinder der 4. Kl. entlassen.  Hier wurde der Tag des Kindes festlich begangen bzw. die Prämie übergeben. Hier  wurde in den ersten Jahren das Essen an die Kinder ausgeteilt, nur bei  schlechtem Wetter in den Klassenräumen. Zubereitet wurde das Essen durch unsere  Kochfrau Berta Henning in unserem Patenbetrieb "Rostocker Kunsthonig und  Hefefabrik", nur bezüglich ihrer Leistungen, sondern auch bezüglich der Zahl  der Essenteilnehmer mit an der Spitze der Rostocker Schulen. Das lag vorwiegend  daran, daß der Leiter des Betriebes, Fred Lucas, die Speisen mit betrieblichen  Zuschüssen "würzte". Er hat sich stets als Freund der Schule erwiesen.  Unvergeßlich wird den damaligen Schülern die durch ihn ermöglichte Lampionfahrt  am Abend vor dem 1. Mai sein. Auf 3 geschmückten Lkws ging es mit Gesang durch  alle Straßen Brinckmansdorfs und durch Neu-Roggentin. Zum Schluß erhielt von  ihm im Einsiedler jedes Kind neben Süßigkeiten, 1 Flasche Brause und ein Pfd.  Kunsthonig. Auch an den Tag des Kindes 1952 werden die damaligen Schüler gern  zurückdenken, der in Gehlsdorf festlich begangen wurde, wo die Kinder nicht nur  Kaffee und Kuchen, sondern auch mit allerlei Überraschungen durch ihren  Patenonkel bedacht worden sind. Leider ist er nach Hamburg gegangen. Sein  Nachfolger Borchert hat uns den Bibliothekschrank geschenkt. Er ist plötzlich  freiwillig aus dem Leben gegangen. Der jetzige Patenonkel Kollege Bartels,  zeigt kaum Interesse für die Schule. Er entschuldigt alles mit finanziellen  Schwierigkeiten. 
              Für den Kollegen Zimmer wurde ab Januar 1951 Frau Rosemarie  Diehn eingestellt. Sie hat an der Rostocker Uni Deutsch und Kunstgeschichte  studiert. Trotz ihrer Jugend verfügt sie über ein Maß von Selbstbewußtsein, das  kaum eine Unterordnung kennt. Gefördert wird diese Einstellung noch durch  Erfolge in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. U. a. hat sie das zeitgemäße  Buch "Die Expedition" verfaßt, das ihr nach ihren Angaben 10.000,- DM netto  eingebracht hat. Künstler sollen bekanntlich im Allgemeinen großzügig sein. So  großzügig war die Arztfrau und Schriftstellerin Rosemarie Rutte-Diehn auch.  Eintragungen ins Klassenbuch, Führung der Anwesenheitsliste, der Schülerbogen  und Karteikarten lagen ihr nicht, also ließ sie's trotz dauernder Mahnungen des  Schulleiters. Zu Konferenzen erschien sie, wenn's ihr paßte und mit der  Pünktlichkeit nahm sie's auch nicht so genau. Aber sie war eine hochmoderne und  interessante Frau. Infolge Versetzung ihres Mannes nach Greifswald mußte sie  hier den Schuldienst aufgeben 01.09.1954. 
            Die Schülerzahl senkte sich von Jahr zu Jahr in  erschreckender Weise.
            
                            1948 = 65 Aufnahmen, 
                1949 = 38 
                1950 = 30 
                1951 = 31 und 
                1952 = 18. 
            
            Das war der tiefste Stand, das waren die Jahrgänge 1945/46,  auch eine furchtbare Bilanz des Krieges. Wir sind von ursprünglich 6 auf 4  Klassen herabgesunken. 
              Am 01.09.1951 wurde Kollege Fiebig an die Altstädt. Schule  II versetzt. An seine Stelle trat die Kollegin Elisabeth Hänsel. Sie kam von  der pädag. Fakultät, wo sie Didaktik der Unterstufe und Deutsch studiert hat.  Sie verheiratete sich bald mit dem Sportdozenten Gerd Grigutsch. Geboren ist  sie am 10.10.1929 in Kunzendorf, Kreis Glatz, als Tochter eines Schlossers. Da  die soziale Herkunft heute mehr denn je interessiert, muß noch nachgeholt  werden, daß Frau Diehn als Tochter des Hilfsschullehrers und Schriftstellers  Rutte in Zittau geboren ist. 
            Nach vielem Bemühen ist es gelungen, die Aufstellung einer  zweiten Holzbaracke in Park zu erreichen. Die Nationale Front forderte ein  Aufklärungslokal, die Schule einen Pionierraum und zugleich Eßraum und eine  Küche. Mit der Erstellung der Baracke wurde allen geholfen. Der Pionierraum  diente überdies als Klassenraum. jede Lehrkraft hatte nun einen Unterrichtsraum  und damit fiel zur Freude und Genugtuung der Eltern, Schüler und Lehrer der  Nachmittagsunterricht fort. 
              Im Herbst 1953 sind nur 22 Kinder eingeschult worden.  Fräulein Basedow ist ausgeschieden. Wir blieben 3 Lehrkräfte mit 109 Schülern,  die sich in folgender Weise auf die 4 Klassen verteilen: 
            
              Klasse 1 = 22, 
                Klasse 2 = 18,
                Klasse 3 = 35, 
                Klasse 4 = 34 Kinder, zusammen  109, im Jahre 1947 waren es 211. 
            
            Aus dieser erschreckenden Erkenntnis kann jeder  friedliebende Mensch nur die eine Folgerung ziehen: "Nie wieder Krieg!". 
              Während die neu eingerichtete Jugendsportschule im Vorjahre  Bewerber nur vom 6. Schuljahr aufwärts aufnahm, konnten nunmehr auch geeignete  Schüler der 5. Klassen aufgenommen werden. Bedingung ist, neben guten  sportlichen Leistungen in allen übrigen Fächern mindestens "gut". 
              Unsere Bewerber Heike Langhoff, Helma Dedow, Antje Rath und  Renate Krügel sind alle aufgenommen und bewähren sich gut.
            Für die Kollegin Diehn ist am 01.09.1954 Frau Herta Oesau  auf ihren Wunsch hin von der Altstädt. Schule II nach Brinckmansdorf versetzt  worden. Sie ist am 05.02.1913 in Penzlin Kr. Waren als Tochter eines  Glasermeisters geboren, hat dort die Volksschule besucht und ist später  Buchhalterin gewesen. Nach Absolvierung eines achtmonatigen Ausbildungskursus  in Güstrow wurde sie in den Schuldienst eingestellt. Aufgenommen wurden 26  Schulanfänger. 
              Seit 1953 müssen auch die Schüler der 4. Klassen eine  Versetzungsprüfung machen. Sie erstreckt sich auf Deutsch Diktat und Mathematik.  Von den 35 Kindern der damaligen 4. Klasse sind 33 nach Kl. 5 versetzt worden.  Das Prüfungsergebnis war in Diktat ein Durchschnitt von 2,4 % in Mathematik 2,9  %. 1954 sind alle Schüler der 4. Klasse versetzt worden. Das  Durchschnittsergebnis der Prüfung war im Diktat 1,8 % in Mathematik 2,1 %. 
              An der Schule bestehen 2 Arbeitsgemeinschaften  "Schachspiel", die von mir geleitet werden. Es beteiligen sich durchschnittlich  33 Schüler. Einige von ihnen haben sehr beachtliche Fortschritte gemacht, so  daß sie sich im kommenden Jahre an einem Wettspiel werden beteiligen können. An  der Ferienaktion haben sich alle Schüler in irgendeiner Form beteiligt. Zu den  Ferienspielen, die am Schweizerhaus stattfanden, meldeten sich für den 1.  Durchgang 30, für den 2. Durchgang 8 Kinder. 
            Am 01.10.1954 feierte der Schulleiter sein 45 jähriges  Dienstjubiläum. Als Vertreter des Rats des Bezirkes und des Kreises erschien  die Schulinspektorin Domke und überreichte eine Urkunde. Von der Gewerkschaft  Unterricht und Erziehung erschien ihr Vorsitzender Schoknecht in Begleitung  eines Kollegen vom Zentralvorstand, der sich z. Zt. in Rostock aufhielt und  überreichte eine größere Zahl wertvoller Bücher. Der Vertreter des  Oberbürgermeisters - Thiel - am Vormittag verhindert, erschien am Nachmittag im  Schweizerhaus, wohin ich die Gratulanten, rund 30 - zu einer Kaffeerunde  gebeten hatte. Das Kaffeestündchen dauerte von 4 -11 Uhr (16 - 23 Uhr) und war  recht gemütlich. Der Elternbeirat war vollzählig erschienen und überreichte  gemeinsam mit dem Kollegium wertvolle Geschenke. Jedes Kind der Schule trug  einen Blumenstrauß. Die Feier im Pionierraum dauerte mindestens 2 Stunden. Bei  der Kaffeetafel berichtete der Jubilar u. a. ganz kurz aus seinem Leben etwa  folgendes: Am 30.10.1889 als Sohn eines Landwirts in Altwolfsdorf Kr.  Johannisburg Ostpr. geboren, besuchte ich die zweiklassige Dorfschule, von 1903  - 06. Die Präparandenanstalt in Johannisburg und von 1906 bis 09 das  Lehrerseminar in Ortelsburg. Vom 01.04.1912 bis 31.03.1913 genügte ich meiner  einjährig-freiwilligen Militärdienstpflicht, wurde in Skomatzko, Kr. Lyck  einstweilig und 1 Jahr später in Mövenau, Kr. Johannisburg endgültig  angestellt. Dieser und jener mag wohl mit den früheren Arten der  Anstellungsformen nichts anzufangen wissen. Also: Bei Vertretungen war die  Stelle planmäßig besetzt, Inhaber entweder krank, zu einem Kursus beurlaubt  etc. Keinen Anspruch auf Reisekostenvergütung. Waren die  Militärdienstverhältnisse geklärt, erfolgte einstweilige Anstellung. Planmäßige  Stelle, Anspruch auf Umzugsvergütung. Vor der Erledigung der Dienstpflicht auch  planmäßige Stelle ohne Umzugskostenvergütung - auftragsweise jederzeit ohne  Begründung eine weitere Versetzung möglich. Die zweite Lehrerprüfung konnte  frühestens nach 2 Dienstjahren, mußte spätestens innerhalb 5 Dienstjahren  abgelegt werden. Endgültige Anstellung bedeutete Anstellung auf Lebenszeit. Nur  bei schweren dienstlichen und außerdienstlichen Verfehlungen konnte das  Anstellungsverhältnis durch ein Gerichtsurteil gelöst werden. Auftragsweise und  einstweilig angestellte Lehrkräfte erhielten ihre Dienstbezüge, damals 5  Diatariatsjahre monatlich 93,33 M gezahlt, endgültig angestellte Lehrkräfte  vierteljährlich im voraus - Grundgehalt 1400,- M - Alterszulagen alle 2 Jahre  je 200,- M, alleinige Lehrkräfte jährlich 100,- M, 1. Lehrer (an zweiklassigen  Schulen) 200,- M, Hauptlehrer an 3 bis 5 klassigen Schulen 300,- M und Rektoren  ab 6 Klassen monatlich 100,- M Zulage. Großstädte zahlten darüber hinaus  besondere Zulagen, Stettin z. B. 800,- M jährlich, ebenso Berlin Schöneberg. 
              Am 01.10.1920 wurde ich von der Stadtgemeinde Lyck zum  Lehrer an der dortigen 22 klassigen Knabenschule berufen. Nebenberuflich  unterrichtete ich an der gewerblichen und kaufmännischen Berufsschule, an der  Heeresfachschule und Polizeiberufsschule. Auf meinen Antrag hin versetzte mich  das Ministerium am 01.04.1930 nach Stettin. Durch einen Privatvertrag mit der  Stadtverwaltung war ich auch an der Gewerbeschule - Metallgewerbe - angestellt. 
            Gleich nach Einrichtung der hiesigen Schule wurde für sie  auch ein Elternbeirat bestimmt. Ihm gehörten an: Kaufmannsfrau Pilz, Stud.-Rat  Dr. Baier und Rittmeister a. D. Koch. Dieser E. B. wurde bald durch die  "Freunde der neuen Schule", an deren Spitze Frau Ihde stand, abgelöst. 1951 kam  die Verordnung über die Bildung von Elternbeiräten wieder neu heraus. Da wir  damals noch der Altstädt. Schule II angeschlossen waren, wurde unsere Schule  durch Frau Ohl und Frau Trautmann im E. B. vertreten. Im nächsten Jahre wurden  diese beiden wieder und der Dozent Georg Dieckhoff, der gleichzeitig  Vorsitzender des E. B. wurde, neu gewählt. 1953 wählten wir unseren eigenen E.  B. Kollege Dieckhoff und die Oberassistentin an der päd. Fakultät Frau  Rosenthal kamen von der Altstädt. II zu uns. Neben ihnen wurden gewählt: Frau  Anneliese Schmidt, Kollege Karl-Heinz Müller, Frau Franziska Liebrenz und Frau  Warremann. Kollege Dieckhoff wurde zum Vorsitzenden, Frau Warremann zum  Schriftführer gewählt. Im Sommer 1954 verzog Frau Rosenthal nach Hamburg (ihr  Mann kehrte aus russ. Gefangenschaft zurück) und an ihre Stelle trat Frau Anni  Dürr. Im Herbst 1954 fanden keine Neuwahlen zum E. B. statt. Es wurde in einer  Versammlung der bisherige E. B. von der Elternschaft einstimmig bestätigt. Im  Frühjahr 1955 wurde der Kollege Dieckhoff an die Hochschule für Maschinenbau in  Magdeburg versetzt. Den Vorsitz im E. B. übernahm der Kollege Müller, das Amt  des Schriftführers übernahm Frau Dürr.
              
              Die Ferienaktion 1955 wurde in gleicher Weise wie im  Vorjahre durchgeführt. Von unseren insgesamt 102 Schülern nahmen 46 an den  Ferienspielen am Schweizerhaus, 40 an Betriebsferienlagern, 5 am Schwimmlager  teil und der Rest verbrachte z. T. die ganze Zeit vom 06.07. bis 30.08. bei  Verwandten auf dem Lande. 
              Am 01.09.1955 ist die Kollegin Grigutsch auf eigenen Wunsch  an die Rosa Luxemburgschule 2 versetzt worden. An ihre Stelle trat die Kollegin  Lotte Wehr, die drei Jahre lang an der Baltenschule in Graal unterrichtet hat.  Sie ist als Tochter eines Telegraphensekretärs am 29.07.1923 in Gehlsdorf  geboren, besuchte die Grundschule, die Mittel- und Oberschule, schloß mit dem  Abitur ab und wurde auf der LBA in Güstrow und Lauenburg vorgebildet. 
              Die Schulanfänger sind wie üblich, am 03.09.1955 feierlich  aufgenommen worden, es sind ihrer 39. Sollten im Verlauf des Schuljahres noch  einige dazukommen, dann wird die Raumfrage Schwierigkeiten bereiten. Im  nächsten Schuljahr kann mit 2 Anfangsklassen gerechnet werden. 
              Die Neuwahlen für den Elternbeirat fanden in Brinckmansdorf  am 12.12.1955 im Schweizerhaus statt. Der Elternabend war sehr gut besucht. Es  wurden folgende Kandidaten einstimmig gewählt: Frau Hildegard Seideter, Frau  Franziska Liebrenz, Frau Erna Erben, Frau Rita Flick und Herr Harry Schoknecht.  Als Vertreter des Patenbetriebes "Rostocker Kunsthonig und Hefefabrik"gehört  Herr Bartels, Leiter des Betriebes dem E. B. an. Den DFD vertritt Frau Erben  und die FDJ die nebenamtliche Pionierleiterin Rosi Müller, Lehrling im  Patenbetrieb. Nach Abschluß der Wahlhandlung überraschte und erfreute der Chor  der Neptunwerft unter Stabführung der Kollegin Wehr die Anwesenden mit einem  reichhaltigen Programm. Es waren dieselben Sänger, die u. a. in Bremen  aufgetreten sind. Auch unsere Schüler erfreuten ihre Eltern durch Gesänge,  Reigen und Deklamationen. Ein gemütliches Beisammensein, bei der auch die  Tanzlustigen zu ihrem Recht kamen, hielt die Eltern noch einige Stunden  beisammen. 
            Wenn ein Lehrer 47 Jahre lang nicht nur vor Schülern der  Grundschule, sondern auch vor Bewerbern für die HTL (höhere technische  Lehranstalt und vor Schülern der Polizeiberufs- u. Heeresfachschule, der  kaufmännischen und gewerblichen Fortbildungsschule gestanden hat, dann muß er  "müde"' werden. Daher bat ich die vorgesetzte Dienststelle, mich von der  Leitung der Schule am 01.09.1956 zu befreien und die Kollegin Wehr mit dieser  Aufgabe zu betrauen. Das ist geschehen.
            Brinckmansdorf,  01.09.1956 
            1) Für 1947 verzeichnet ein Tätigkeitsbericht des  Hochbauamtes vom 16. März 1948 (StA Rostock, 2.1.0. 6) die Instandsetzung von  52 Wohnungen am Rahnstädter Weg, den Ausbau von 18 Wohnungen auf der neuen  Rennbahn, die Einrichtung eines Stadtcafés im früheren Palais, die Erneuerung  des Barocksaals, die Instandsetzung der Gaststätte „Trotzenburg“, den Ausbau  von 15 Kindergärten und die Errichtung einer Schulbaracke in Brinckmansdorf.